Fünf Tipps für gesunde Zähne – und gegen Diabetes
Sorgfältige Zahnhygiene beugt nicht nur Schmerzen vor, sondern schützt auch den ganzen Organismus. Von besonderer Bedeutung sind gesunde Zähne jedoch für Menschen mit Diabetes. Denn Karies & Co. können die Erkrankung erheblich verschlimmern
Die Verbindung zwischen der Zahngesundheit und Diabetes ist wechselseitig. So zeigen Studien, dass eine schlechte Zahnhygiene das Risiko erhöht, überhaupt erst an Diabetes zu erkranken. Und wer bereits an der Zuckerkrankheit leidet, verschlechtert durch schlechtes Zähneputzen wiederum seine Aussichten, die Krankheit unter Kontrolle zu bringen. Warum ist das so?
Die Hauptrolle spielen die Bakterien und Entzündungen, die an der Entstehung und Aufrechterhaltung von Karies und Zahnfleischerkrankungen beteiligt sind. Sammelt sich nämlich Belag auf den Zähnen, können sich die dafür verantwortlichen Keime auf das Zahnfleisch ausbreiten. Es kommt zur Entzündung, einer sogenannten Gingivitis, die zu Beginn meist kaum Beschwerden verursacht, sich über kurz oder lang aber auf den gesamten Zahnhalteapparat ausdehnen, also zur Parodontitis werden kann. Dabei bilden sich zunehmend Zahnfleischtaschen zwischen Zahn und Zahnfleisch, in denen sich für die Zahnbürste nicht mehr erreichbare Ablagerungen ansammeln.
Sowohl die Zahnfleischentzündung, als auch die Parodontitis (umgangssprachlich auch Parodontose genannt) verursachen meist über längere Zeit keine Beschwerden, führen jedoch unbehandelt zu Zahnverlust oder gar Schäden am Kieferknochen. Zudem setzen sie, ebenfalls zunächst unbemerkt, das Abwehrsystem des Körpers in Alarmbereitschaft. Um den entzündlichen Prozess unter Kontrolle zu bringen, reagiert der Organismus, indem er Stresshormone freisetzt und den Blutzucker dauerhaft erhöht. Bleibt die erkannte Gefahrenquelle „Entzündung“ über lange Zeit bestehen, kann es zur Stoffwechselentgleisung kommen – einem Diabetes mellitus.
Umgekehrt besteht ein noch deutlicherer ursächlicher Zusammenhang zwischen der Zahngesundheit und Diabetes: Menschen, die an Diabetes Typ 1 oder 2 erkrankt sind, haben ein dreifach erhöhtes Risiko für Parodontitis und Zahnverlust. Denn das Leiden vermindert einerseits die Produktion von Speichel. Dieser hat jedoch die Funktion, Zahnbelag abzuwehren und enthält Mineralien, die den angegriffenen Zahnschmelz wiederaufbauen. Andererseits stört ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel das Immunsystem. Bakterien im Mund können sich dann noch leichter vermehren. Die Folge: Karies und Parodontitis, die den Blutzuckerspiegel wiederum erhöhen, dessen Management erschweren und dadurch das Fortschreiten der Erkrankung beschleunigen. Doch wie lässt sich dieser gefährliche Teufelskreis durchbrechen? Studien zeigen: Wer die folgenden fünf Säulen der Zahnhygiene beachtet, kann sich schützen.
Eine sorgfältige Zahnpflege hilft, gefährlichen Entzündungen des Zahnfleischs und des übrigen Zahnhalteapparats vorzubeugen. Vor allem, wenn das Zahnfleisch schon gerötet oder sogar zurückgewichen ist, sollten Menschen mit Diabetes eine extraweiche Zahnbürste verwenden. So kommt es durch das Putzen nicht zu weiteren Reizungen oder Verletzungen. Grundsätzlich empfiehlt sich eine fluoridhaltige Zahnpasta, die den Zahn mit schützenden Mineralien versorgt. Mit leichtem Druck wird dann schräg gegen Zahn und Zahnfleisch in kreisenden Bewegungen gebürstet. Hin- und Herbewegungen über die Zahnreihe sind erwiesenermaßen weniger effektiv. Morgens putzt man am besten vor dem Frühstück, abends dagegen nach dem Essen und grundsätzlich mindestens zwei Stunden nach dem Verzehr saurer Lebensmittel und Getränke.
Studien zeigen, dass die Reinigung der Zahnzwischenräume ebenso wichtig für den Schutz der Zähne ist wie die Verwendung der Zahnbürste. Nach dem Zähneputzen gilt es deshalb, den dort vorhandenen Belag einmal täglich zunächst mit Zahnseide und anschließend behutsam mit kleinen Spezialbürstchen, sogenannten Interdentalbürsten, zu beseitigen. Zu Beginn kommt es dabei häufig zu teils starkem Zahnfleischbluten. Davon sollte man sich nicht aufhalten lassen, es ist vielmehr ein klares Anzeichen dafür, dass das Gewebe bereits entzündet ist. Nach einigen Tagen nehmen die Blutungen in der Regel ab. Das Spülen mit antibakteriellen und entzündungshemmenden Lösungen aus der Apotheke kann die Therapie für einige Wochen begleiten.
Am besten bespricht man Anwendungsdauer und Dosierung mit dem Zahnarzt.
Die zweimal jährliche Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt sollte für Menschen mit Diabetes ein fester Bestandteil der Therapie sein. Der Arzt kann Karies frühzeitig erkennen, behandeln und dadurch verhindern, dass die Bakterien eine Zahnfleischentzündung auslösen. Er prüft auch, ob Zahnfleischtaschen vorhanden sind. Besonders wichtig ist die Professionelle Zahnreinigung (PZR). Diese wird in der Regel von speziell ausgebildeten Fachkräften durchgeführt, die neben den Zahnflächen und Zahnzwischenräumen mithilfe von Spezialinstrumenten auch bereits entstandene Zahnfleischtaschen gründlich säubern.
Zahnfleischbluten, das über mehrere Tage anhält, und stark gerötetes, geschwollenes Zahnfleisch sind ein Grund, den Zahnarzt auch außerhalb der empfohlenen Kontrolltermine aufzusuchen. Denn je früher eine Gingivitis bzw. Parodontitis behandelt wird, desto besser lässt sie sich heilen. Die Früherkennungsuntersuchung auf Parodontitis, der „Parodontale Screening Index“ (PSI) ist alle zwei Jahre Kassenleistung und hilft, drohende Schäden am Zahnhalteapparat frühzeitig zu erkennen. Dabei wird mit einer Spezialsonde die Tiefe der Zahnfleischtaschen gemessen und notfalls per Röntgenuntersuchung geprüft, ob schon tiefere Zahnteile befallen sind. Je nach Schwere der Erkrankung kann eine antibiotische oder (selten) chirurgische Behandlung notwendig sein.
Um den Teufelskreis zwischen den Erkrankungen durchbrechen zu können, müssen nicht nur die entzündlichen Prozesse in der Mundhöhle konsequent behandelt werden, sondern auch das Blutzucker-Management ist jetzt besonders wichtig. Die Werte sollten enger als gewöhnlich kontrolliert und Medikamente besonders zuverlässig eingenommen werden. Auf stark zuckerhaltige Lebensmittel zu verzichten, hilft sowohl der Zahngesundheit als auch dem Stoffwechsel. Gleiches gilt für regelmäßige Bewegung: Sie fördert die Durchblutung des (Zahnfleisch-)Gewebes und stabilisiert die Blutzuckerwerte.