Warum Bauchfett den Stoffwechsel aus dem Lot bringt

22. November 2022
Warum Bauchfett den Stoffwechsel aus dem Lot bringt

Speckpölsterchen sind nicht nur optisch ein Problem. Untersuchungen zeigen, sie sind auch ein Risiko für Typ-2-Diabetes

Warum ist Typ-2-Diabetes zu einer Volkskrankheit geworden, welche die Menschen in Deutschland geradezu überrollt? Die wichtigsten Risikofaktoren für die Zuckerkrankheit sind neben einer genetischen Disposition eine ungesunde, kohlenhydratreiche Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht. Vor allem der Bauchumfang ist ein ganz entscheidender Faktor bei beginnendem Typ-2-Diabetes. Dass das Fettgewebe in der Bauchmitte ein eigenes Organ bildet und selbst aktiv ist, ist bislang immer noch nicht hinreichend bekannt. Doch die Experten sind sich darüber inzwischen weitgehend einig: Das Bauchfett schüttet unzählige Botenstoffe aus, die chronische Entzündungsreaktionen befeuern und die Insulinempfindlichkeit der Zellen herabsetzen. Das wiederum fördert die Entstehung von Diabetes. Studien zeigen: Bei einem Bauchumfang von 88 cm bei Frauen bzw. 102 cm bei Männern ist das Risiko deutlich erhöht.

„Am Anfang ist es die Leber, die verfettet. Das erklärt, weshalb 85 Prozent aller stark Übergewichtigen und Diabetiker an einer nichtalkoholischen Fettleber erkranken – die im Extremfall zu mehr als doppelter Größe anwachsen und in der Folge ihre Funktionsfähigkeit komplett einbüßen kann“, sagt der Internist, Ernährungsmediziner und Diabetologe Dr. Matthias Riedl. „An zweiter Stelle verfettet die Bauchspeicheldrüse und die reagiert darauf besonders empfindlich: Steigt der Fettanteil um nur zwei Prozent, schwächt das bereits die Funktion der Beta-Zellen, die das Insulin herstellen.“

Raus aus dem Teufelskreis

Doch Diabetes ist keine Sackgasse, es gibt Wege zurück in die Normalität. An erster Stelle steht für Typ-2-Diabetiker eine – möglichst deutliche – Gewichtsabnahme. „Bei Fettleibigkeit kann es sinnvoll sein, die Therapie mithilfe einer Formula-Diät zu starten“, sagt Dr. Riedl. „So verlieren Sie nicht nur viel Gewicht und senken Ihren Blutzucker. Sie entfetten zudem die inneren Organe.“ Sobald Patienten gut abgenommen haben, gilt es, gesunde Gewohnheiten langfristig in den Alltag zu integrieren. „Mit regelmäßigem Sport, Entspannung und einer gesünderen Ernährung lässt sich die Zuckererkrankung in den Griff bekommen!“, sagt Dr. Riedl. Um die Insulin- und Blutzuckerwerte langfristig niedrig zu halten, benötigt der Körper einen idealen Nährstoff-Mix, der nicht sofort wieder Heißhunger auslöst. Dr. Riedl empfiehlt das Tellerprinzip. Demzufolge sollte man den Teller wie folgt füllen: 50 Prozent Gemüse, 30 Prozent Eiweißreiches (Hülsenfrüchte, Fisch, Eier, Milchprodukte, Tofu) und 20 Prozent gesunde Fette (Olivenöl) und komplexe Kohlenhydrate (Kartoffeln, Vollkornnudeln, -reis und -brot). Eine weitere wichtige Strategie: Sport. Wer mehr als eine halbe Stunde trainiert, greift besonders das Körperfett am Bauch an. Mit Anti-Stress-Strategien wie Yoga schenken wir dem Körper zudem Entspannungspausen und senken so den Cortisolspiegel. Das sorgt dafür, dass der Körper nicht so schnell Fett einlagert und Heißhungerattacken ausbleiben. „Ich verhehle es nicht: Eine konsequente Diabetesbehandlung ist nichts für Bequeme. Doch der Lohn für die Mühen ist immens!“, sagt Dr. Riedl. „Denn den Diabetes unter Kontrolle zu bekommen, bedeutet ja nicht nur, wieder die Blutzuckerwerte zu normalisieren. Sondern auch: nicht mehr an Schwindelanfällen, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen zu leiden. Darüber hinaus – und das ist für meine Patienten stets das Beste – erhalten Sie das unbezahlbare Gefühl zurück, einfach das Leben genießen zu können – ohne den Tag um Mahlzeiten herum planen und an Medikamente denken zu müssen.“