Es ist eine der wichtigsten und spannendsten Lebensphasen für jede Frau: die Schwangerschaft. Leider tritt ausgerechnet in dieser Zeit manchmal ein sogenannter Schwangerschaftsdiabetes oder Gestationsdiabetesauf, der die Entwicklung des ungeborenen Kindes beeinträchtigen kann. Daher gilt: Auf die Anzeichen achten und unbedingt behandeln!
Eine Schwangerschaft bedeutet für den Körper eine Ausnahmesituation. Und darauf reagiert er manchmal auch mit unerwünschten Veränderungen. Eine häufige ist der Schwangerschaftsdiabetes, medizinisch auch Gestationsdiabetes genannt. Meist zeigt er sich in der 24. bis 28. Schwangerschaftswoche. Das Besondere an dieser Form der Zuckerkrankheit ist, dass sie erstmals während der Schwangerschaft auftritt wird und nach der Geburt meist wieder verschwindet.
Schwangerschaftsdiabetes ist definiert als eine Kohlenhydrat-Stoffwechselstörung. Es gelangt nicht mehr genug Glukose in die Körperzellen, sodass die Blutzuckerwerte steigen. Ähnlich wie beim Diabetes Typ 2 ist die Ursache, dass die Körperzellen nicht mehr ausreichend sensibel auf das Insulin ansprechen. Dieses Hormon ist sozusagen der Schlüssel, der die „Zellentür“ für den Zucker aufsperrt. Bleibt sie verschlossen, entsteht eine sogenannte Insulinresistenz. Wissenschaftler gehen davon, dass bei Schwangeren bestimmte Hormone die Entstehung des Gestationsdiabetes begünstigen, indem sie dem Insulin entgegenwirken.
Achtung: Schwangerschaftsdiabetes ist nicht das Gleiche wie Schwangerschaft mit Diabetes. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass unentdeckt schon vor der Empfängnis ein Diabetes vorlag. Als Schwangerschaftsdiabetes bezeichnet man jedoch nur die vorübergehende Form.
Durch einen Schwangerschaftsdiabetes können Mutter und Kind Schaden nehmen. Beide sind zum Beispiel anfälliger dafür, später einen Diabetes Typ 2 zu entwickeln. Beim Kind können lebensbedrohliche physiologische Entwicklungsstörungen bis hin zum Ableben noch vor der Geburt auftreten. Es ist deshalb wichtig, die Erkrankung rechtzeitig zu behandeln. Dazu sollte die Schwangere auch selbst möglichst viel beitragen, beispielsweise durch gesunde Ernährung und viel Bewegung.
Schwangerschaftsdiabetes ist (meist) eine vorübergehende Erkrankung, die erstmals während der Schwangerschaft auftritt. Diabetes Typ 1 ist eine angeborene Krankheit ohne Heilungschancen, Typ 2 eine erworbene Erkrankung, deren Symptome in einigen Fällen wieder komplett verschwinden (zum Beispiel nach starker Gewichtsreduktion).
Der Gestationsdiabetes entsteht, weil sich in der Schwangerschaft der Stoffwechsel verändert. Das heißt, auch Frauen, die keine Diabetes-Risikofaktoren wie Übergewicht oder genetische Vorbelastung aufweisen, können betroffen sein. Bei vorbelasteten Schwangeren ist die Wahrscheinlichkeit allerdings größer.
Schätzungen zufolge entwickeln etwa zwei bis zwölf Prozent der Schwangeren einen Schwangerschaftsdiabetes. Besonders gefährdet sind Frauen, die eines oder mehrere der folgenden Merkmale aufweisen:
Die Erkrankung bildet sich nach der Schwangerschaft meist von selbst zurück. In 50 Prozent der Fälle tritt sie jedoch bei der nächsten Schwangerschaft erneut auf, ebenfalls die Hälfte der Betroffenen entwickelt laut Statistik innerhalb von zehn Jahren nach Auftreten des Schwangerschaftsdiabetes einen Diabetes Typ 2.
Erkennt der Arzt den Diabetes rechtzeitig, lässt er sich normalerweise gut kontrollieren. Bei rascher Therapie können viele Komplikationen des Schwangerschaftsdiabetes bei Mutter und Kind vermieden werden. Eine gute Möglichkeit, um die Erkrankung frühzeitig festzustellen, ist ein Zuckerbelastungstest in der Schwangerschaftsvorsorge.
Im Laufe der Schwangerschaft verändert sich der Stoffwechsel. Zucker wird nach Mahlzeiten langsamer aus dem Blut aufgenommen, weshalb bei vielen Schwangeren erhöhte Blutzuckerwerte nicht ungewöhnlich sind. Übersteigen sie jedoch die Grenzwerte, sprechen Mediziner von Gestationsdiabetes, umgangssprachlich auch Schwangerschaftsdiabetes genannt.
Die Symptome von Schwangerschaftsdiabetes sind meist nur milde ausgeprägt und weichen von denen des „klassischen“ Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 ab. Diese Form der Zuckerkrankheit, die erst während der Schwangerschaft auftritt und danach meist wieder verschwindet, ist eine vorübergehende Stoffwechselstörung. Die Bauchspeicheldrüse kann den erhöhten Bedarf an Insulin nicht bedienen kann. Das ist das Hormon, das dabei hilft, den Nahrungszucker in die Körperzellen zu transportieren.
Klassische Diabetes-Anzeichen wie vermehrter Durst, erhöhter Harndrang oder Müdigkeit sind bei Schwangerschaftsdiabetes kaum vorhanden und/oder werden oft als normale Begleiterscheinungen der Schwangerschaft gedeutet. Die Stoffwechselstörung äußert sich eindeutiger in Symptomen und Folgen, die von der werdenden Mutter selbst kaum zu erkennen sind. Umso wichtiger sind Kontrollen durch den Arzt. Dieser nutzt einen Zuckerbelastungstest zur Diagnose und beobachtet außerdem den Blutdruck der Schwangeren und des ungeborenen Kinds sowie die Fruchtwassermenge.
Achtung: Ketoazidose ist ein Notfall und muss sofort ärztlich behandelt werden!
Mehr zu den Folgen für das ungeborene Kind lesen Sie auch unter: „Schwangerschaftsdiabetes – was bedeutet das für mein Kind?“
Symptome eines Schwangerschaftsdiabetes treten meist in der zweiten Schwangerschaftshälfte auf. Zwar kennen Mediziner die genauen Ursachen für die Erkrankung (noch) nicht. Es wird jedoch vermutet, dass die Schwangerschaftshormone eine Rolle spielen, die der Körper in dieser Phase der Schwangerschaft verstärkt produziert. Durch diese Hormone erreicht der Körper, dass den Zellen vermehrt Glukose zur Energiegewinnung zur Verfügung gestellt wird. Diese Mehrenergie soll dafür sorgen, dass sich das Kind optimal entwickeln kann.
Das heißt aber auch, dass die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin freisetzen muss, damit die Mehrenergie in die Zellen gelangt. Meist gelingt das. Manchmal schafft der Körper es aber auch nicht, die Insulinproduktion entsprechend zu erhöhen (echter Insulinmangel), um den Mehrbedarf zu decken oder die Körperzellen reagieren nicht mehr auf den Insulinreiz (relativer Insulinmangel).
Auch eine Fehl- oder Überernährung während der Schwangerschaft kann einen Gestationsdiabetes auslösen. Werdende Mütter müssen weder für zwei essen noch ist eine Schwangerschaft eine Entschuldigung dafür, übermäßig viele Süßigkeiten zu naschen. Wer auch in der Schwangerschaft auf einen gesunden Lebensstil achtet, hat gute Chancen, einen Schwangerschaftsdiabetes in den Griff zu bekommen oder zu verhindern.
Kinderzimmer einrichten, Babykleidung kaufen, Namen überlegen – in der Schwangerschaft möchte man sich eigentlich auf den Nachwuchs freuen anstatt sich Sorgen um ihn zu machen. Genau das passiert aber, wenn der Arzt die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes stellt. „Was bedeutet das für mein Kind?“, dürfte es dann jeder werdenden Mutter sofort durch den Kopf schießen.
Bleibt der sogenannte Gestationsdiabetes unbehandelt, zirkuliert zu viel Zucker im Blut der werdenden Mutter. Das kann sich in verschiedener Weise auf das Baby im Bauch auswirken, das in der Schwangerschaft ja vom Versorgungssystem der Frau miternährt wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass es bei der Geburt zu Problemen kommt, ist bei einem unbehandelten Schwangerschaftsdiabetes fünfmal zu hoch wie bei gesunden Frauen. So steigt zum Beispiel das Risiko für eine Frühgeburt.
Zudem kurbelt der hohe Blutzucker im Mutterleib auch die Insulinproduktion des Ungeborenen an. Dieses Hormon wirkt sich unter anderem auf das Wachstum des Kindes aus. Kinder von Frauen mit unbehandeltem Schwangerschaftsdiabetes sind häufig sehr schwer und groß, oft müssen sie deshalb per Kaiserschnitt auf die Welt gebracht werden. Durch den hohen Insulinspiegel im Blut der Mutter reifen Leber und Lunge des Babys zudem verzögert. Gelbsucht und Atemstörungen können die Folge sein.
Das ungeborene Kind wird im Mutterleib übermäßig mit Glukose versorgt – nach der Geburt fällt diese Überversorgung weg. Eine Unterzuckerung nach der Geburt kann die Bauchspeicheldrüse des Kindes frühzeitig überbeanspruchen, was wiederum zu früher verminderter Glukosetoleranz und der Neigung zu Übergewicht führen kann.
Wissenschaftler der Universität Stanford haben zudem einen Zusammenhang zwischen Schwangerschaftsdiabetes und angeborenen Herzfehlern bei Kindern festgestellt. Ihren Auswertungen zufolge erhöhte sich die Gefahr, dass die Kinder in der Embryonalphase, in der sich der Herzmuskel ausbildet (4. bis 10. Schwangerschaftswoche), einen Herzfehler entwickeln um rund acht Prozent, wenn der Blutglukosewert der Mutter in dieser Zeit um zehn Milligramm pro Deziliter anstieg.
Und: selbst, wenn nach der Geburt alles in Ordnung ist, haben Kinder von Müttern mit Gestationsdiabetes ein erhöhtes Risiko, als Erwachsene zuckerkrank zu werden.
In Panik verfallen müssen schwangere Frauen aber nicht: In den meisten Fällen geht alles gut und das Kind kommt gesund zur Welt.
Auch wenn die Diagnose für die meisten werdenden Mütter ein Schock sein dürfte, wird Schwangerschaftsdiabetes frühzeitig erkannt, lässt er sich meist gut behandeln. Ziel der Therapie bei Schwangerschaftsdiabetes ist es, die Blutzuckerwerte im normalen Bereich zu halten oder sie wieder dorthin zu bekommen. Das gelingt beim Großteil der Betroffenen allein durch eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung.
Genügt diese Umstellung nicht und bleiben die Werte weiterhin außerhalb des gewünschten Bereichs, wird der Arzt eine Insulintherapie empfehlen. Es gibt dafür verschiedene Präparate zum Spritzen, Tabletten (orale Antidiabetika) sind hierzulande dagegen nicht für Schwangere zugelassen. Der Grund ist, dass derzeit nicht bekannt ist, ob sie dem ungeborenen Kind schaden.
Normalerweise überweist die Frauenärztin oder der Frauenarzt Patientinnen mit diagnostiziertem Schwangerschaftsdiabetes an eine Diabetes-Schwerpunktpraxis. Dort haben die Ärzte Erfahrung mit dieser Erkrankung und können der werdenden Mutter das nötige Wissen vermitteln, um sich in dieser Situation richtig zu verhalten.
Laut Leitlinie der Deutschen Diabetes Gesellschaft sollten Schwangere folgende Blutzucker-Zielwerte anstreben:
Die Werte können die werdenden Mütter selbst messen. Dafür gibt es entsprechende Geräte, die zuverlässig und genau arbeiten.
Die Erkrankung verläuft weitestgehend ohne merkliche Symptome. Da jedoch für Mutter und Kind gesundheitliche Gefahren bestehen, wenn der Schwangerschaftsdiabetes nicht therapiert wird, sollten werdende Mütter zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche einen Zuckerbelastungstest beim Frauenarzt durchführen lassen. Dieser analysiert über den Zuckergehalt im Urin, wie gut der Körper größere Mengen Zucker verarbeiten kann. Es gibt zwei Arten des sogenannten Glukosetoleranztests:
Um weder Mutter noch Kind unnötig zu gefährden, sollte bei einem Schwangerschaftsdiabetes das Therapie-Ziel sein, den Stoffwechsel optimal einzustellen. Das geschieht zunächst – und in den meisten Fällen ausschließlich – über Bewegung und eine Ernährungsanpassung. Darüber hinaus sollten Patientinnen ihr Gewicht möglichst im normalen Bereich halten oder es langfristig normalisieren. Neben den selbständigen Blutzuckerkontrollen sollten werdende Mütter mit Schwangerschaftsdiabetes außerdem zur ärztlichen Überprüfung gehen.
Patientinnen mit Schwangerschaftsdiabetes sollten sich regelmäßig bewegen. Minimum sind laut Deutscher Diabetes-Hilfe dreimal 30 Minuten pro Woche bei moderater Anstrengung. Je nachdem, wie die Schwangerschaft verläuft und wie fit die werdende Mama ist beziehungsweise schon vorher war, eignen sich Yoga, Schwimmen, Radfahren oder auch Spaziergänge – natürlich immer nur, solange aus ärztlicher Sicht nichts dagegenspricht.
Keine Angst, Sie müssen auf nichts verzichten. Bei der Ernährung mit diagnostizierter Schwangerschaftsdiabetes sind keine Lebensmittel verboten. Auch eine strenge Diät ist während der Schwangerschaft völlig fehl am Platze, da sie die Versorgung und damit die Entwicklung des ungeborenen Kindes beeinträchtigen könnte.
Optimalerweise nehmen Betroffene zwischen 1.800 und 2.000 Kilokalorien pro Tag zu sich, verteilt auf fünf bis sieben kleine Mahlzeiten, um Blutzuckerspitzen zu vermeiden. Die Ernährung sollte zu 40 bis 50 Prozent aus langkettigen Kohlenhydraten bestehen (Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte usw.), die den Blutzuckerspiegel langsam und weniger stark ansteigen lassen als kurzkettige Kohlenhydrate wie sie in Weißmehlprodukten und Süßigkeiten vorkommen. Achten Sie darauf, dass alle sogenannten Makronährstoffe vorkommen, neben den Kohlenhydraten also auch 20-30 Prozent Eiweiße (z. B. fettarme Milchprodukte) und rund 30 Prozent gesunde Fette (u. a. Nüsse, Olivenöl, fettreicher Fisch).
Obst und Gemüse stellt sicher, dass werdende Mütter außerdem mit Vitaminen und Mineralstoffen gut versorgt sind. Und: Betroffene sollten viel trinken, am besten Wasser oder ungesüßten Tee – mindestens 1,2 Liter täglich.
Insulin kommt nur dann zum Einsatz, wenn es nicht ausreicht, die Lebensgewohnheiten entsprechend umzustellen. In diesem Fall bekommen Betroffene eine Schulung in der sie lernen, wie sie ihren Blutzuckerwert messen, die richtige Insulindosis berechnen und entsprechend spritzen. Statistiken zufolge müssen aber nur 15 bis 20 Prozent der erkrankten Bald-Mamis Insulin bei Schwangerschaftsdiabetes als Therapie-Unterstützung zuführen.
Bestenfalls sollten Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes in speziellen Kliniken entbinden. Es handelt sich nämlich um Risikoschwangerschaften. Lassen Sie sich von Ihrem Frauenarzt beraten.
Gemessen wird der Blutzucker während der Geburt nur, wenn die werdende Mutter Insulin spritzt. Nach der Geburt normalisiert sich in den meisten Fällen der Blutzuckerspiegel von allein wieder, der Schwangerschaftsdiabetes verschwindet. Im Wochenbett werden die Werte sicherheitshalber aber meist noch gemessen. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft empfiehlt darüber hinaus, sechs bis zwölf Wochen nach der Entbindung eine erneute Blutglukosemessung, die danach alle zwei bis drei Jahre wiederholt wird.