Wenn das eigene Kind Diabetes hat, muss sich zunächst meist nicht nur der Nachwuchs selbst, sondern auch die Eltern erst an die Diagnose gewöhnen. Eine chronische Krankheit, wie sie Diabetes Typ 1 ist, und um den es sich in den meisten Fällen bei Kindern handelt, bedeutet schließlich einen massiven Eingriff in den Familien-Alltag.
Ab sofort heißt es: regelmäßig den Blutzucker überprüfen, die Werte notieren, die Insulinmenge entsprechend anpassen und verabreichen. Das ist ein Mehraufwand – und für die Eltern eine Aufgabe, die sie für gewöhnlich sehr ernst nehmen. Schließlich geht es um das Wohlbefinden ihres Kindes. Entsprechend schwer fällt es, die Verantwortung auf Erzieher oder Lehrkräfte zu übertragen, wenn das Kind in den Kindergarten oder in die Schule geht.
Bei aller Fürsorge sollten sich Mama und Papa aber klar machen, wie wichtig es für den Nachwuchs ist, trotz Diabetes ein möglichst normales Leben zu führen. Isoliert zu sein, oder sich so zu fühlen, belastet die kleinen Patienten unnötig. Zumal Kinder mit Diabetes nicht weniger leistungsfähig sind als gesunde Altersgenossen.
Im Gegenteil stärkt es das Selbstvertrauen der Kinder, wenn sie lernen, dass sie auch zurechtkommen, wenn die Eltern nicht in der Nähe sind. Das heißt natürlich nicht, dass Mama und Papa ihren Nachwuchssich selbst überlassen sollten. Vielmehr gilt es, Erzieher und Lehrkräfte einzubeziehen. Das beginnt damit, offen mit dem Diabetes umzugehen. Er ist nichts, für das man sich schämen muss. Er ist eine Erkrankung, die weder die Eltern dadurch „verschuldet“ haben, dass sie das Kind zu viele Süßigkeiten haben essen lassen, noch ein Zeichen dafür, dass man die elterliche Sorgfaltspflicht vernachlässigt hat.
Für eine reibungslose „Übergabe“ der Aufsicht des kleinen Diabetikers an Lehrer oder Erzieher, haben sich unter anderem folgende Maßnahmen als hilfreich erwiesen:
Versorgen Sie Erzieher oder Lehrkraft beim Gespräch über den Diabetes des Kindes mit Prospekten, Broschüren und anderem Informationsmaterial. So haben sie die Möglichkeit, nachzuschlagen und sich in Ruhe mit dem richtigen Verhalten im Ernstfall auseinanderzusetzen.
Besprechen Sie auch Sonderregelungen, um dem Kind (fälschliche) Rügen zu ersparen: Kinder mit Diabetes dürfen zum Beispiel im Unterricht zu jedem Zeitpunkt essen und ihren Blutzuckerspiegel messen. Zudem brauchen Erzieher und Lehrer Ihre Telefonnummer sowie die des behandelnden Arztes und des nächstgelegenen Krankenhauses.
Es kann sinnvoll sein, einen Diabetesberater zu bitten, Lehrer oder Erzieher zu schulen. Je mehr jemand über die Krankheit und den Umgang damit weiß, desto eher bekommt Ihr Kind die Unterstützung, die es braucht.
Im Sonderfall kann es notwendig und empfehlenswert sein, einen Pflegedienst zu engagieren, der in die Schule oder den Kindergarten kommt, um den Blutzucker zu messen und das Insulin zu verabreichen. Auf Rezept des Kinderarztes oder -diabetologen ist diese Leistung kostenfrei. Dennoch sollten Erzieher und Lehrer dennoch wissen, wie sich Unter- oder Überzuckerung ankündigen beziehungsweise äußern und was in solchen Fällen zu tun ist, damit sie rechtzeitig gegensteuern oder den Notarzt rufen können.
Achtung: Ihr Kind sollte möglichst nicht – und besonders nicht bei beginnender Unterzuckerung – allein nach Hause gehen. Bitten Sie die Aufsichtsperson, unbedingt darauf zu achten.
Sport: Der Schul- oder Kindergartenalltag klappt gut, aber was ist, wenn ein Sportfest oder auch „nur“ der reguläre Sportunterricht ansteht? Grundsätzlich dürfen Kinder mit Diabetes daran teilnehmen, die Bewegung senkt allerdings den Blutzucker. Deshalb müssen die kleinen Patienten vorher weniger Insulin spritzen oder zusätzliche Kohlenhydrate essen. Die Aufsichtsperson sollte immer Traubenzucker in Griffweite haben. Stimmen Sie mit dem behandelnden Arzt ab, inwiefern die Behandlung bei Sport angepasst werden muss und teilen Sie dies der Aufsichtsperson mit oder bitten Sie sie, am Gespräch teilzunehmen.
Klassenfahrt und Schulausflug: Auch hier braucht Ihr Kind nicht zuhause zu bleiben. Wichtig ist nur, dass in solchen Fällen ebenfalls ein Gespräch mit dem Arzt und dem mitreisenden Lehrer geführt wird, damit unterwegs der Blutzucker unter Kontrolle bleibt.
Dazu gehört zum Beispiel, darauf zu achten, dass das Kind die Mahlzeiten einnimmt, das mitgegebene Essen nicht mit Altersgenossen tauscht oder von ihnen (zu viele) Süßigkeiten zugesteckt bekommt und dass die Aufsichtsperson immer Traubenzucker für den Notfall dabeihat. Besonders bei jüngeren Kindern und/oder auf mehrtägigen Fahrten kann es ratsam sein, wenn Mama oder Papa mitfahren.
Tipp: Eine Broschüre mit Informationen für Erzieher und Lehrkräfte gibt es zum Download auf www.diabetesde.org. Diese macht es den Erziehungspersonen – und Eltern – leichter, dem Kind mit Diabetes ein Leben zu ermöglichen, dass (fast) so ist wie das der Altersgenossen und in dem es sich sicher und verstanden fühlt.