PAVK – Was verbirgt sich hinter der Schaufensterkrankheit?

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12. Oktober 2020
PAVK – Was verbirgt sich hinter der Schaufensterkrankheit?

Die Schaufensterkrankheit ist ein anderer Name für die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK). Dabei handelt es sich um eine Durchblutungsstörung der Beine. Der Name „Schaufensterkrankheit“ entspringt dem Volksmund. Er entstand, weil PAVK-Erkrankte nach einer bestimmten Gehstrecke heftige, krampfartige Schmerzen erleiden und stehen bleiben müssen.

Häufig verweilen Betroffene vor Schaufenstern, um ihre Schmerzen zu verbergen. Was so harmlos klingt, ist jedoch eine schwerwiegende Durchblutungsstörung, bei der die Arterien im Extremfall bis zum Verschluss verkalken.

PAVK ist so gefährlich, weil:

  • Die Krankheit oft lange beschwerdefrei verläuft.
  • PAVK einen plötzlichen Gefäßverschluss verursachen kann, es besteht Amputationsgefahr!
  • Die Lebenserwartung durch PAVK um ca. 10 Jahre reduziert wird.
  • Die Gefäßerkrankung ein Vorbote für Herzinfarkt und Schlaganfall sein kann.
  • Die Sterblichkeitsrate von PAVK-Patienten übersteigt die der Gesamtbevölkerung um ein Vielfaches.

Welche Stadien und Symptome durchläuft ein PAVK-Patient?

  • Stadium I: Durch Ablagerungen oder Verkalkungen in den Arterien entstehen Engstellen, die die Durchblutung behindern. Der Patient hat meist noch keine Schmerzen oder lediglich bei sehr hoher Belastung.
  • Stadium II: Bei der so genannten Claudicatio Intermittens kommt es durch die Durchblutungsstörung zu Schmerzen beim Gehen oder Treppensteigen. Bleibt der Patient stehen, lassen diese jedoch rasch nach.
  • Stadium III: Ruheschmerzen: heftige, krampfartige Schmerzen in der Wade, aber auch im Fuß, Oberschenkel oder Gesäß, insbesondere nachts.
  • Stadium IV: offene Wunden entstehen, die schlecht heilen.

Komplikationen und Risiken bei einer PAVK-Erkrankung

Herzinfarkt

Bei einer PAVK-Erkrankung besteht die Gefahr eines Herzinfarktes. Mehr als 50 Prozent der Menschen, die an PAVK erkranken, haben Gefäßablagerungen in den Arterien am Herzen. Gefährlich ist dabei die Bildung eines Blutpfropfes, der eine Herzarterie verschließt. Dabei stirbt Herzgewebe ab und es besteht Lebensgefahr.

Anzeichen für einen Herzinfarkt:

  • Schmerzen in der Herzgegend
  • Engegefühl im Brustraum
  • Herzrhythmusstörungen oder Atemnot

Gefäßverschluss

Bei einer PAVK-Erkrankung kann es zu einem Gefäßverschluss kommen. Dabei sind die betroffenen Gliedmaßen akut bedroht, es besteht Amputationsgefahr.  Sollte ein Gefäßverschluss eintreten, muss sofort ein Notarzt verständigt werden. Das Bein sollte tief gelagert und eine Liste der eingenommenen Medikamente bereit gehalten werden.

Anzeichen für einen Gefäßverschluss

  • plötzliche, schwere Schmerzen
  • eine ausgeprägte Blässe
  • Gefühlsstörungen
  • akute Bewegungsunfähigkeit des Beines

Schlaganfall

Wird eine Gehirnarterie durch ein Blutgerinnsel verschlossen, kann es zu einem Schlaganfall kommen. In diesem Fall ist besondere Eile geboten, da in kürzester Zeit Gehirnzellen absterben können.

Anzeichen für einen Schlaganfall:

• Sehstörungen  
• Kribbeln und/oder Taubheitsgefühl
• Lähmungen des Gesichts (hängender Mundwinkel)
• Sprachstörungen

Diagnose: Wie erkennt man, ob man an PAVK leidet?

Da viele Patienten die Krankheit im Frühstadium nicht einmal bemerken und die Symptome oft nicht ernst nehmen, empfiehlt sich eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung.

Anzeichen für eine PAVK-Erkrankung:

  • Blasse, fast marmoriert aussehende Haut, die sich kühl anfühlt
  • Trockene Haut an Beinen und Füße
  • Schmerzen in Wade, Oberschenkel oder Gesäß, besonders beim Gehen
  • starke Verhornung der Fußsohlen
  • ungewöhnlich langsam wachsende Fußnägel
  • Verlust der Beinbehaarung
  • Erektionsprobleme
  • Schlecht verheilende, kleinere Wunden

Gefäßerkrankungen kann man mit dem Knöchel-Arm-Index, auch ABI genannt, frühzeitig erkennen. Dabei misst eine Sonde die Flussgeschwindigkeit des Blutes am Knöchel. Damit kann erkannt werden, wie durchgängig die Gefäße sind.

Ein normaler ABI liegt bei >0.9. Bei einem ABI von 0,7 – 0,89 liegt eine milde periphere arterielle Verschlusskrankheit und bei einem ABI von 0,41 – 0,69 eine moderate PAVK vor. Bei einem ABI ≤ 0,4 spricht man von einer schweren Durchblutungsstörung.

Liegt der Verdacht auf eine PAVK Erkrankung vor, werden weitere ganzheitliche Untersuchungen festgelegt. Zunächst wird bei dem Patienten ein Belastungstest gemacht, z.B. auf dem Laufband oder Fahrrad, außerdem wird dabei überprüft, wann die Schmerzsymptomatik auftritt.

Ihr schließt sich die farbcodierte Duplexsonografie an. Die höchste Aussagekraft wird bei einer Gefäßröntgendarstellung erzielt.

Welche Ursachen hat die Schaufensterkrankheit?

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit kann verschiedene Auslöser haben, bekannt ist jedoch, dass mehr als 80 Prozent der Betroffenen mindestens einen, häufig sogar zwei der folgenden Risikofaktoren aufweisen:

  • Rauchen
  • Bluthochdruck
  • zu hohe Blutfettwerte
  • Diabetes
  • Übergewicht

Diese Risikofaktoren sollten von dem Patienten, wenn möglich, ausgeschaltet werden.

Welche Therapien gibt es?

Neben der Reduktion der oben genannten Ursachen wie Rauchen oder Übergewicht, kann der Patient weitere Selbsthilfe leisten.

Befindet sich die Erkrankung noch im Anfangsstadium, kann Bewegung ein Schlüssel zu weniger Schmerzen und mehr Bewegungsfreiraum sein. Dazu sollte der Patient in Absprache mit dem Arzt 30-40 Minuten pro Tag Gehtraining und spezielle Gymnastik machen. Das Training kann zur Bildung neuer Blutgefäße führen, die einen verstopften Gefäßabschnitt umgehen und die Muskulatur wieder mit Sauerstoff versorgen können. Die Folge: Die Schmerzen nehmen ab und die schmerzfreien Strecken, die der Patient zurücklegen kann, verlängern sich beständig.

Medikamentöse Therapien sind unter anderem die Einnahme von durchblutungsfördernden Substanzen wie zum Beispiel Prostaglandine. Außerdem können Thrombozytenfunktionshemmer (wie zum Beispiel ASS) das Entstehen von Blutgerinnseln verringern und Gerinnungshemmer die manuelle Therapie unterstützen.

Ist die PAVK-Erkrankung schon weit fortgeschritten und einzelne Gliedmaßen gefährdet, muss ein operativer Eingriff vorgenommen werden. Bekannteste Methode ist hierbei sicherlich die „Ballon-Dehnung“. Bei der PTA-Methode werden Engstellen der Gefäße von innen gedehnt. Danach wird ein Stent, eine Gefäßprothese, eingesetzt, die das Gefäß von innen offen hält.

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