Metformin ist das Mittel der Wahl bei der Behandlung des Diabetes Typ 2. Eine US-amerikanische Studie weist nun darauf hin, dass das Medikament das Corona-Sterberisiko für Menschen mit Diabetes Typ 2 reduzieren könnte.
Die Universität Minnesota hat eine Analyse vorgelegt, die eine schützende Wirkung von Metformin vor einer schweren COVID-19-Erkrankung nahelegt: An Corona erkrankte Patienten mit Diabetes Typ 2 erlagen seltener dem Virus, wenn sie das Medikament einnahmen. Allerdings zeigen die Ergebnisse einen Unterschied der Wirkung zwischen den Geschlechtern.
Chronische Erkrankungen sind Risikofaktoren für einen schweren Corona-Verlauf – dazu zählt auch der Diabetes Typ 2. Ist der Blutzucker dauerhaft schlecht eingestellt, entstehen Folgeerkrankungen, die den Organismus schwächen. Auch Übergewicht, an dem viele Patienten mit Diabetes Typ 2 leiden, erhöht das Risiko für Komplikationen. Das spiegelt sich in den Statistiken wider: Der amerikanische Krankenversicherer UnitedHealth registrierte eine hohe Sterblichkeit durch Corona unter Diabetikern. Das nahm Forscherin Carolyn Bramante zum Anlass, Krankenhausakten auszuwerten.
Rund ein Fünftel der an Corona erkrankten und im Krankenhaus behandelten Patienten mit Diabetes Typ 2 verstarben an den Folgen des Virus. Doch die Sterblichkeit nahm um mehr als drei Prozent ab, wenn die Betroffenen zuvor mit Metformin behandelt wurden: In der Gruppe der nicht mit dem Medikament behandelten Corona-Patienten starben 20,2 Prozent, in der Metformin-Gruppe starben hingegen 16,9 Prozent der an COVID-19 Erkrankten.
Das Ärzteblatt verweist allerdings auf eine „Ungleichverteilung der übrigen Risiken“ hin. Das heißt: Die Ergebnisse beruhen darauf, dass die fehlende Behandlung mit Metformin als einziger ursächlicher Faktor für die Unterschiede hinsichtlich der Sterblichkeit herangezogen wurde. In der Gruppe der Patienten, die an COVID-19 gestorben sind, waren jedoch mehr Risikofaktoren zu finden: Ein höheres Alter und Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Nierenschäden.
Um Verzerrungen der Ergebnisse zu vermeiden, stellte Bramante in einem zweiten Schritt Patienten mit gleichen Vorerkrankungen gegenüber – und stieß dabei auf einen interessanten Zusammenhang: Ein signifikanter Unterschied zeigte sich nur noch bei Frauen. Das Sterblichkeitsrisiko reduzierte sich bei ihnen um rund ein Viertel, wenn sie mit Metformin behandelt wurden.
Wie genau das Medikament vor einem schweren Corona-Verlauf schützt und warum, ist nicht klar. Bramante vermutet, dass eine bestimmte Eigenschaft des Medikamentes eine entscheidende Rolle spielt: Körpereigene Stoffe, die an Entzündungsreaktionen beteiligt sind, werden gehemmt. Diese Wirkung sei bei Frauen ausgeprägter als bei Männern, wie frühere Studien gezeigt hätten.
Eine Empfehlung für den Einsatz von Metformin in der Corona-Behandlung gibt es aufgrund der Nebenwirkungen jedoch noch nicht. Denn die Einnahme des Medikaments kann eine Übersäuerung des Bluts (Laktatazidose) zur Folge haben, die tödlich enden kann. Der Nutzen und die Sicherheit von Metformin speziell in der Behandlung von COVID-19 werden nun in einer weiteren Studie der Universität Minnesota untersucht.
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