Insulin ist ein Hormon, das im menschlichen Körper für Stoffwechselvorgänge verantwortlich ist. Seine Hauptaufgabe ist es, Glukose (Traubenzucker) durch das Blut in die Zellen zu schleusen. Dort fungiert die Glukose als Energielieferant. Bei Patienten mit Diabetes kann der Körper aber nicht mehr genügend Insulin produzieren – deshalb müssen Betroffene sich das Hormon zusätzlich spritzen. Was Sie noch über Insulin wissen sollten, erfahren Sie hier.
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Insulin-Gruppen: Humaninsulin und Analoginsulin. Ersteres ist so zusammengesetzt wie das menschliche Insulin, daher der Name. Es wird meist gentechnisch hergestellt und braucht länger, um ins Blut zu gelangen. Das liegt daran, dass es nicht von der Bauchspeicheldrüse direkt ins Blut und mit ihm in Leber und Muskulatur gelangt, sondern in die Haut injiziert wird. Dadurch „klammern“ sich die Insulinmoleküle in kleinen Sechsergruppen zusammen (Hexamere), die der Körper erst wieder auflösen muss, um das Insulin aufnehmen zu können.
Analoginsuline haben eine veränderte Struktur, die erreicht wird, indem einzelne Aminosäuren ausgetauscht werden. So kann die Dauer, bis das Insulin wirkt, verkürzt oder verlängert werden.
Typ-1-Diabetiker benötigen zum einen sowohl langwirkendes Insulin, um ihren Basisbedarf zu decken. Zum anderen auch kurzwirksames Insulin, um die Auswirkung von Mahlzeiten auf dem Blutzuckerspiegel auszugleichen.
Es gibt Insuline, die quasi sofort und bis maximal vier Stunden wirken und Insuline, die nach 15 bis 20 Minuten effektiv werden und bis zu acht Stunden bleiben. Der Spritz-Ess-Abstand lässt sich so vernachlässigen beziehungsweise auf, je nach Ausgangsblutzuckerwert, zehn bis 20 Minuten verkürzen. Wie viel Zeit zwischen Insulingabe und Mahlzeit liegen sollte, ist jedoch individuell verschieden. Diabetiker sollten dies mit ihrem Arzt besprechen. Und: Auch akute Blutzuckerschwankungen lassen sich mit solchen kurz- oder auch schnellwirkenden Insulinen korrigieren.
Diese auch Basalinsuline genannten Produkte decken den Grundbedarf ab. Sie wirken erst nach frühestens einer Stunde, bleiben aber bis zu 24 Stunden effektiv. Langwirkende Insuline verhindern zum Beispiel, dass Diabetes-Patienten nachts in eine Unterzuckerung rutschen. Der Grundbedarf sollte möglichst so berechnet sein, dass der Blutzuckerwert den ganzen Tag über im normalen Bereich bleibt.
Zu den Basalinsulinen gehören auch die sogenannten Verzögerungsinsuline. Diese Insulingruppe liegt in der Wirksamkeit zwischen kurz- und langwirkendem Insulin, weshalb sie auch Intermediärinsulin genannt wird. Sie fangen nach eineinhalb bis zwei Stunden an zu wirken und halten um die 12 bis 20 Stunden an. Es gibt verschiedene Arten:
Bestehen aus schnellwirksamem und Verzögerungsinsulin. Dadurch ist die Behandlung recht einfach, weil ein Produkt beide Wirksamkeiten abdeckt. Kommt meist in der intensivierten konventionellen Insulintherapie (ICT) zum Einsatz.
Bei Typ-1-Diabetikern stellt die Insulintherapie den Normalzustand wieder her und hält die Blutzuckerwerte im normalen Bereich. Im Zuge der intensivierten konventionellen Insulintherapie (ICT), die heute Standard ist, wird morgens und abends der Grundbedarf mit Verzögerungsinsulin gedeckt, vor den Mahlzeiten injiziert der Patient zusätzlich kurzwirksames Insulin, um Blutzuckerschwankungen auszugleichen. Alternativ können Betroffene den Insulinbedarf über eine Pumpe regulieren lassen, die über 24 Stunden hinweg mit kurzwirksamem Normalinsulin versorgt und bei körperlicher Aktivität oder Mahlzeiten per Knopfdruck eine „Extraportion“ abgibt.
Bei Diabetes Typ 2 ist es nicht immer (gleich von Diagnosestellung an) notwendig Insulin zu verabreichen. Zumindest eine Zeit lang lassen sich die Blutzuckerwerte manchmal auch mit ausgewogener Ernährung, Bewegung und Gewichtskontrolle im Griff behalten. Notwendig wird eine Gabe, wenn zum Beispiel
Sich selbst eine Spritze zu geben, gehört für Diabetiker zum Alltag. Die richtige Technik ist wichtig, um Schmerzen gering zu halten und eine optimale Wirkung des Insulins zu erzielen. Wir zeigen Ihnen in unserer Anleitung Schritt für Schritt, wie Sie Insulin richtig spritzen.
Meist spritzen sich laut der Deutschen Diabetes-Hilfe Patienten das Insulin selbst: mehrheitlich mit einem sogenannten Pen ins Unterhautfettgewebe (subkutan). Wichtig ist dabei, dass die Nadel lang genug ist, um durch die Haut zu dringen und das Insulin nicht ins Muskelgewebe injiziert wird, sonst gelangt es eventuell zu schnell und schlecht vorhersehbar in den Blutkreislauf. Stellen wie Bauch (kurzwirksames Insulin), Oberschenkel oder Po (langwirksames Insulin) sind deshalb geeignete Stellen, um eine Injektion zu setzen.
Wichtig: Um abschätzen zu können, wann das Insulin anfängt zu wirken, sollte man es immer zur gleichen Uhrzeit in den gleichen Bereich injizieren, wobei die Körperseite oder die Stelle um ein paar Zentimeter verändert werden können, um zu verhindern, dass das Unterhautfettgewebe verhärtet.
Wie viel Insulin ein Diabetes-Patient vor einer Mahlzeit injizieren muss, richtet sich nach der Menge der Kohlenhydrate im jeweiligen Gericht. Außerdem beeinflussen (geplante) körperliche Aktivität, eventuelle andere Krankheiten oder Medikamente sowie der Eiweiß- und Fettgehalt des Essens die Insulinmenge.
Mittels der Werte „Broteinheiten (BE)“ und „Kohlenhydrateinheiten (KH)“ können Diabetes-Patienten die richtige Insulinmenge berechnen: 1 BE entspricht 12 Gramm Kohlenhydraten, 1 KE rund 10 Gramm, obwohl beide in der Praxis meist gleichwertig behandelt werden. Je nach Körperumfang muss 1 BE mit 0,5 bis einer Insulineinheit kompensiert werden. Ist nach dem Blutzuckermessen vor dem Essen der Blutzuckerwert im Normbereich, würden bei 3 BE und einem Faktor von 0,5 also 1,5 Insulineinheiten verabreicht. Ist der Blutzuckerwert deutlich über dem gewünschten Bereich, kommt ein individueller Korrekturfaktor zum Einsatz, der mit einbezieht, um wie viel Milligramm pro Deziliter beziehungsweise Millimol pro Liter eine Insulineinheit den Blutzucker senkt.
Muss man als Diabetiker Insulin zuführen – sei es, weil die Bauchspeicheldrüse das Hormon nicht selbst produziert (Diabetes mellitus Typ 1), oder in späteren Phase des Diabetes mellitus Typ 2 , bei dem die Körperzellen schlechter auf Insulin ansprechen – geschieht dies meist über die intensivierte Insulintherapie (ICT). Das ist eine Methode, bei der sich Patienten kurz- und langwirkendes Insulin verabreichen und die flexibler ist als die konventionelle Therapie. Durchführen lässt sich die ICT entweder mit Insulinpens oder einer Insulinpumpe.
Der sogenannte Insulinpen ist das hierzulande gängigste Hilfsmittel, um sich Insulin zu verabreichen. Laut Deutscher Diabetes-Hilfe verwenden ihn in Deutschland 95 Prozent der insulinpflichtigen Diabetiker. Seinen Namen hat das spritzenähnliche Gerät seiner Form zu verdanken, die an einen Stift beziehungsweise Füllfederhalter (engl.: Pen) erinnert.
Er funktioniert nach einem vereinfachten Spritzenprinzip: der Patient steckt eine Insulinpatrone hinein, drückt auf einen Knopf und eine sehr dünne Nadel injiziert den Patroneninhalt unter die Haut. Diese Nadeln sind für gewöhnlich so fein geschliffen, dass der Einstich kaum zu spüren ist.
Heutzutage gibt es verschiedene Pen-Modelle: aus Plastik oder aus Metall, halb- und vollautomatische Versionen, welche für den Einmal- oder Mehrfachgebrauch und vorgefüllte Fertigpens.
Fertigpens…
Moderne Insulinpumpen sind ungefähr so groß wie ein Mobiltelefon und wiegen zwischen 50 bis 100 Gramm. Dass sie so handlich und leicht sind ist wichtig, denn Diabetes-Patienten tragen ihre Insulinpumpe dauerhaft mit sich (z. B. am Gürtel, in der Hosentasche etc.). Sie versorgt den Körper kontinuierlich mit dem Hormon. Das geschieht über einen Schlauch oder eine Kanüle. Zu den Mahlzeiten ruft der Diabetes-Patient zusätzlich benötigtes Insulin aktiv ab, zum Beispiel per Knopfdruck. Die allermeisten Insulinpumpen sind sehr robust, einige sind wassergeschützt, andere müssen vor Wasserkontakt abgelegt werden.
Vor allem bei Kindern mit Diabetes und Jugendlichen sind Insulinpumpen häufig sinnvoll(er): sie lassen sich fein einstellen, vor Mahlzeiten wird so auf Knopfdruck die richtige (vorher eingestellte) Insulinmenge abgegeben. Die Daten werden automatisch übertragen und ausgewertet.
Für welche Therapieform sich Diabetes-Patienten entscheiden, hängt immer davon ab, was besser zum Behandlungsziel, dem persönlichen Alltag beziehungsweise der jeweiligen Lebenssituation und dem individuellen Budget passt. Es ist auch möglich, zwischen den beiden Methoden zu wechseln: kurzfristig, wenn es zum Beispiel im Urlaub ans Meer geht und das ständige Abnehmen und Ablegen einer Insulinpumpe zu aufwändig wäre. Oder langfristig, wenn trotz Schulung die Diabetikerpumpe nicht richtig bedient wird und der Stoffwechsel (zu) oft aus dem Ruder gerät. Grundsätzlich sollte immer angestrebt werden, den Stoffwechsel so gut wie möglich unter Kontrolle zu halten. Da sowohl Insulinpen als auch Insulinpumpe Vor- und Nachteile haben, gilt im Zweifelsfall: Wählen Sie die Methode, mit der Sie am besten zurechtkommen.