Menschen mit Diabetes sind zwar nicht grundsätzlich anfälliger für Grippe und Erkältung als Menschen ohne Zuckerkrankheit. Wenn es sie aber erwischt, müssen sie ein paar Besonderheiten beachten. Ein Infekt kann nämlich auch den Blutzucker aus der Bahn werfen.
Schon bevor der Infekt sich in Symptomen wie Schnupfen, Husten oder Fieber äußert, kündigt er sich bei Diabetikern versteckt viel früher an: schon rund drei Tage vorher sind die Blutzuckerwerte erhöht. Wie sehr sich eine Erkältung oder ein grippaler Infekt auf den Blutzuckerspiegel auswirkt, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Fest steht aber, dass der Körper den Stoffwechsel aktiviert und Stresshormone wie Adrenalin ausschüttet, wenn er das Immunsystem ankurbelt, um die Krankheitserreger zu bekämpfen. Vor allem, wenn der Betroffene auch Fieber hat. Dann steigt der Blutzucker und der Diabetes-Patient braucht mehr Insulin als gewöhnlich. Anders ist es, wenn Diabetiker unter Durchfall leiden. Dann kann der Blutzucker niedriger sein, da über den Stuhl Kohlenhydrate aus dem Körper geschwemmt werden.
Steuern Diabetiker in solchen Situationen nicht gegen, kann das schwere Folgen haben. Denn bei deutlich erhöhten Blutzuckerwerten reichern sich unter Umständen sogenannte Ketonkörper im Blut an. Das sind Substanzen, die beim Abbau von Fettsäuren entstehen. Zu viele davon führen zu einer Übersäuerung, der Ketoazidose, bei der dem Körper Flüssigkeit und Mineralstoffe verloren gehen. Das kann lebensgefährlich werden. Zu niedrige Blutzuckerwerte können hingegen in Unterzucker bis hin zur Bewusstlosigkeit führen.
Ein wenig anders ist es bei Typ-2-Diabetikern, die Tabletten zur Blutzuckerkontrolle nehmen. Bei ihnen ist das Ketoazidose-Risiko nicht so hoch. Allerdings sollten auch sie bei einer Erkältung oder einem Infekt öfter als sonst ihren Blutzucker bestimmen. Besonders bei schweren Infektionskrankheiten wie einer Lungenentzündung können blutzuckersenkende Tabletten eventuell nicht mehr ausreichen. Aber: Selbst, wenn die Werte zu niedrig oder zu hoch sind, sollten Sie die Dosierung nicht einfach selbstständig anpassen! Halten Sie immer erst Rücksprache mit Ihrem Arzt, er weiß, was zu tun ist – und manchmal kann das auch sein, vorübergehend Insulin zu spritzen.
Generell gilt darüber hinaus für Menschen mit Diabetes das Gleiche wie für alle Erkrankten: Kurieren Sie den Infekt aus. Gönnen Sie sich Ruhe und trinken Sie genug. Bei Schnupfen kann Inhalieren mit warmem Wasserdampf helfen, bei Halsschmerzen Gurgeln mit Salzwasser, bei Husten ein Zwiebel- oder Kartoffelumschlag und bei Fieber Wadenwickel. Pflegen Sie sich und nehmen Sie sich die Zeit, um wieder ganz gesund zu werden.
Je kleiner das Kind, desto größer die Gefahr, dass durch einen Infekt der Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht gerät. Sie sollten deshalb schon bevor der Nachwuchs krank wird mit dem Arzt abklären, was im Krankheitsfall zu tun ist. Und wenn die Erkältung dann zugeschlagen hat: alle zwei Stunden den Blutzucker des kleinen Patienten überprüfen!
Ganz aus dem Weg gehen können werden Sie Erkältungs- und Grippeviren vermutlich nicht. Durchschnittlich holen sich pro Jahr bis zu 20 Prozent der Bundesbürger eine Infektion, wenn die Grippewelle wieder übers Land schwappt. Damit die Viren aber nicht ganz so leichtes Spiel haben, sollten Sie in der „Grippezeit“ möglichst Menschenansammlungen meiden, sich nicht anhusten lassen und die Hände regelmäßig waschen und desinfizieren. Auch Spaziergänge an der frischen Luft und eine Ernährung, die Sie mit Vitaminen und anderen wichtigen Nährstoffen versorgt, stärken das Immunsystem.
Menschen mit Diabetes wird zudem empfohlen, sich jährlich gegen Grippeviren impfen zu lassen. Am besten zwischen Dezember und Februar, da der Impfschutz rund zwei Wochen braucht, bis er voll wirkt. Dann sind Sie gewappnet gegen die Grippe – auch mit Diabetes.