Bei Diabetes Typ 2 lässt sich, zumindest zu Beginn der Erkrankung, noch viel erreichen, wenn der Patient sein Leben entsprechend (neu) ausrichtet. Durch Bewegung, gesunde Ernährung und gegebenenfalls ein paar Kilo weniger auf den Hüften, ist die Insulinresistenz der Körperzellen oft so positiv zu beeinflussen, dass Betroffene – wenigstens eine Zeit lang – kein Insulin zuführen müssen und auch Medikamente nicht notwendig sind.
Hat diese sogenannte Basistherapie nach drei bis sechs Monaten nicht den gewünschten Effekt, befindet sich also der Blutzuckerlangzweitwert (HbA1c) nicht im angestrebten Bereich, wird der Arzt jedoch Medikamente mit bestimmten Wirkstoffen einsetzen, um den Blutzucker zu senken. Meist werden solche als Antidiabetika bezeichneten Mittel in Tablettenform eingenommen, weshalb sie auch orale Antidiabetika heißen. Inkretin-Analoga, die ebenfalls als medikamentöse Therapie bei Diabetes Typ 2 zum Einsatz kommen, werden dagegen gespritzt. Allen gemein ist, dass sie mittels verschiedener Wirkmechanismen den Blutzucker senken, zum Beispiel darüber, dass weniger davon gebildet wird, das Gewebe mehr aufnimmt oder der Körper dazu angeregt wird, selbst mehr blutzuckersenkende Substanzen zu produzieren.
Oft steigen Patienten mit Metformin in die medikamentöse Behandlung ein, im weiteren Verlauf, das heißt, wenn wiederum nach drei bis sechs Monaten das HbA1c-Ziel nicht erreicht ist, kann diese Substanz durch ein weiteres Medikament (DPP-4-Hemmer, GLP-1 etc.) oder durch Insulin ergänzt werden.
Für Typ-1-Diabetiker spielen beide keine Rolle in der Butzuckerstoffwechselkontrolle, das einzige Medikament das bei dieser Form der Zuckerkrankheit bisher zugelassen ist, ist Insulin.
Wirkung: diese Substanzen verhindern, dass sich Neuzucker in der Leber bildet, gleichzeitig erhöhen sie die Insulinempfindlichkeit der Zellen. Studien zufolge kann Metformin zudem das Gewicht sowie das Risiko für Herz-Kreislauf- und Tumorerkrankungen reduzieren helfen. Das Mittel bleibt nur kurz im Blut, weshalb es seit 2016 auch für Patienten mit moderat eingeschränkter Nierenfunktion in limitierter Dosierung zugelassen ist.
Mögliche Nebenwirkungen: zu Beginn der Behandlung evtl. Durchfall, Übelkeit/Erbrechen; bei fortgeschrittenem Nierenversagen kann der Milchsäureanteil des Blutes zu hoch ansteigen (Laktazidose). Deshalb müssen die Nierenfunktion und – bei einer Langzeittherapie – der Vitamin-B12-Spiegel penibel kontrolliert werden, da das Mittel einen Mangel an diesem Vitamin verursachen kann.
Hinweis: Glitazone, z. B. Pioglitazon, haben einen ähnlichen Wirkmechanismus wie Metformin; durch Pioglitazon kann sich aber Wasser einlagern (Ödembildung), Patienten können an Gewicht zunehmen oder eine Herzinsuffizienz entwickeln. Das Medikament sollte deshalb nur eingesetzt werden, wenn der Patient andere, vergleichbare Mittel nicht verträgt.
Wirkung: AGI wirken im Darm, genauer: in den oberen Darmabschnitten, und verhindern, dass Mehrfachzucker zu Einfachzucker gespalten wird. Dadurch gelangt weniger Zucker ins Blut, da die Moleküle des Mehrfachzuckers zu groß dafür sind und im Darm bleiben.
Mögliche Nebenwirkungen: Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall sind häufige Nebenwirkungen, da der Zucker in den Dickdarm wandert, wo Bakterien ihn zu Gasen verarbeiten.
Wirkung: Diese Substanzen senken den Blutzuckerspiegel, indem Zucker über Nieren und Urin ausgeschieden wird. Normalerweise nehmen Patienten ab, wenn sie mit SGLT-2-Hemmern behandelt werden, da die Zuckerkalorien aus dem Körper geschwemmt werden. Diese Mittel senken darüber hinaus auch den Blutdruck. SGLT-2-Hemmer können zusammen mit Insulin oder anderen blutzuckersenkenden Mitteln eingenommen werden.
Mögliche Nebenwirkungen: besonders bei Frauen erhöht sich das Risiko für Harnwegs- und Genitalinfektionen durch den Zucker im Urin, bei älteren Menschen besteht die Gefahr eines Kreislauf-Kollapses, selten kommt es zu Stoffwechselentgleisungen (bspw. Ketoazidosen).
Wirkung: diese Wirkstoffgruppe wird gespritzt, nicht eingenommen. GLP-1-Analoga verstärken die Wirkung des Darmhormons GLP-1. Es ist nämlich seit einiger Zeit bekannt, dass der Blutzuckerspiegel nicht nur über die Bauchspeicheldrüse, sondern auch über bestimmte Darmhormone (Inkretine) gesteuert wird. Sie kurbeln die Insulinfreisetzung in der Bauchspeicheldrüse an und hemmen die Ausschüttung von Glukagon. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel. Diese Medikamente wirken wie das körpereigene Darmhormon GLP-1, das heißt, der Darm entleert sich langsamer, mehr Insulin wird freigesetzt und weniger neuer Zucker in der Leber gebildet. Zudem wirken GLP-1-Analoga appetithemmend. Sie können mit Langzeitinsulin und Substanzen wie Metformin oder Sulfonylharnstoffen kombiniert werden.
DPP-4-Hemmer verhindern, dass das Enzym GLP-1 (zu) schnell abgebaut wird. So bleibt der Wirkstoff länger im Blut und die Bauchspeicheldrüse länger und stärker aktiviert. DPP-4-Hemmer sind vergleichsweise nierenfreundlich.
Mögliche Nebenwirkungen: anfangs verursachen GLP-1-Analoga eventuell Übelkeit und Erbrechen.
Wirkung: Früher folgten sie meist dem Metformin im Behandlungsverlauf. Sulfonylharnstoffe regen die Bauchspeicheldrüse dazu an, mehr Insulin freisetzen. Dadurch wird der Zucker vermehrt in die Zellen aufgenommen. Wissenschaftlich ist belegt, dass sie je nach Dosis den (Langzeit)Blutzucker senken können. Allerdings werden Sulfonylharnstoffe im Verlauf der Behandlung immer weniger wirksam und sind deshalb für eine Langzeitmonotherapie von Typ-2-Diabetes nur bedingt geeignet. Empfehlenswert sind sie für Patienten, die Metformin nicht vertragen. Glinide haben eine ähnliche Wirkung, die jedoch schneller einsetzt und auch schneller wieder abebbt.
Mögliche Nebenwirkungen: beide können zu Unterzuckerung und Gewichtszunahme führen.
Aufgrund des Risikos, dass der Patient zunimmt und unterzuckert, kommen Sulfonylharnstoffe Experten zufolge nicht mehr so häufig zum Einsatz. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) verhängte darüber hinaus 2016 eine Verordnungseinschränkung für Glinide, da es für sie keine Langzeitstudien gibt. Ausnahme: Patienten mit deutlich eingeschränkter Nierenfunktion, die keine Insulintherapie durchlaufen.