Auf Reisen – was Diabetiker wissen sollten

17. August 2018
Auf Reisen – was Diabetiker wissen sollten

Dank moderner Therapieformen können Diabetiker mittlerweile sogar Fernreisen machen und von den lokalen Spezialitäten kosten. Voraussetzung ist allerdings, dass die Reise im Vorfeld gut geplant wird, denn in den Ferien ist vieles anders als im Alltag. Ein anderes Klima, ein veränderter Tagesablauf, Lebensmittel, die man zuhause nicht auf dem Teller hat und mehr oder weniger körperliche Aktivität – all das beeinflusst den Stoffwechsel und kann das Risiko einer Über- oder Unterzuckerung erhöhen, wenn Diabetiker auf Reisen nicht aufpassen. Außerdem sind Betroffene anfälliger für Krankheiten, wenn der Blutzucker schlecht eingestellt ist – und krank im Bett liegen möchte im Urlaub schließlich niemand.

Reisen und Diabetes: Das ist vorher wichtig

Um gut eingestellt und optimal gerüstet ins Auto, in den Flieger oder aufs Schiff zu steigen, sollten Sie einige Wochen vor Reiseantritt mit Ihrem Arzt besprechen wohin Sie fahren und was Sie dort unternehmen möchten. Er wird dann gegebenenfalls Ihren Behandlungsplan anpassen.

Machen Sie sich zudem rechtzeitig Gedanken zu folgenden Punkten:

Wie sind die Ernährungsgewohnheiten vor Ort?

Erkundigen Sie sich zum Beispiel welchen Kohlenhydratgehalt landestypische Lebensmittel haben oder mit welchen Produkten, die Sie kennen, sie vergleichbar sind. Tipp: Besorgen Sie sich eine spezielle Nährwerttabelle für exotisches Obst und Gemüse.

Wie vermeiden Sie medizinische Probleme und welches Gesundheitssystem hat Ihre Urlaubsdestination?

Lassen Sie Ihren Impfschutz vom Arzt kontrollieren und gegebenenfalls erneuern oder ergänzen. Frischen Sie zudem Ihr Wissen auf, was Sie tun können, wenn Sie Fieber bekommen oder Ihr Stoffwechsel entgleist und fragen Sie bei Ihrer Krankenversicherung nach, welche Möglichkeiten Sie bei Krankheit im Ausland, Rücktransport oder Reiserücktritt/-abbruch haben. Schließen Sie eventuell eine spezielle Auslandskrankenversicherung ab.

Hinweis: Laut Deutscher Diabetes-Hilfe sollten Sie bei einem längeren Auslandsaufenthalt (mehr als sechs Wochen) auf jeden Fall eine Krankenversicherung im jeweiligen Aufenthaltsland abschließen.

Wie bekommen Sie im Notfall schnell Hilfe?

Notieren Sie sich wichtige Adressen und Telefonnummern zuhause und vor Ort, zum Beispiel die Ihres Hausarztes, von Krankenhäusern vor Ort oder auch der jeweiligen Landesbotschaft am Reiseziel. Vor allem wenn Sie allein unterwegs sind, informieren Sie Mitreisende über Ihre Erkrankung und erklären Sie ihnen bestenfalls, was im Notfall zu tun ist.

Wie viele Medikamente sollten Sie mitnehmen?

Besprechen Sie diese Frage am besten mit Ihrem behandelnden Arzt. Als Faustregel gilt, sicherheitshalber eineinhalb mal bis doppelt so viele Teststreifen und Medikamente (Insulin und/oder Tabletten) mitzunehmen wie Sie im jeweiligen Zeitraum eigentlich benötigen würden. Denken Sie auch an einen Ersatzpen oder eine zweite Pumpe. Schreiben Sie die Wirkstoffe der Medikamente auf, falls Sie doch unterwegs Nachschub besorgen müssen.

Achtung: Rezepte von zuhause mitzunehmen bringt nichts, warnt Oliver Ebert, Vorsitzender des Ausschusses Soziales der Deutschen Diabetes-Gesellschaft: „Die ausländischen Apotheken werden die hierzulande ausgestellten Rezepte nämlich nicht akzeptieren, da sie diese nicht abrechnen können.“

Diabetes: Das sollten Sie unterwegs beachten

Fahren, fliegen oder schippern – verschiedene Transportwege führen zum Urlaubsziel. Gangbar sind sie für Diabetiker alle. Egal für welches Fortbewegungsmittel Sie sich entscheiden: Auf längeren Reisen sollten Sie bequeme Kleidung und Baumwollsocken tragen. Letztere nehmen Feuchtigkeit besser auf als Kunstfasern und vermeiden so zusammen mit gutsitzendem Schuhwerk Fußprobleme.

Im Auto: Am unkompliziertesten können Sie alles, was Sie brauchen, um Ihren Diabetes im Griff zu behalten, im Pkw mitnehmen. Halten Sie Ihre Medikamente kühl (ideal sind vier bis acht Grad) und in Griffweite, zum Beispiel in einer Kühlbox, die Sie am Zigarettenanzünder anschließen.

Wenn Sie am Steuer sitzen, sollen Sie regelmäßig Ihren Blutzucker überprüfen, viel trinken und regelmäßig Pausen einlegen, um sich ein wenig zu bewegen. Behalten Sie Ihren gewohnten Mahlzeiten- und Insulinspritz-Rhythmus möglichst bei und haben Sie für den Notfall Traubenzucker griffbereit.

Im Flugzeug: Sie dürfen Ihre Medikamente, Ihren Pen oder Ihre Pumpe grundsätzlich mit in die Passagierkabine nehmen, wenn Sie eine ärztliche Bescheinigung vorlegen können. Einen Vordruck finden Sie auf der Webseite der Deutschen Diabetes-Hilfe. Erkundigen Sie sich aber bitte vorher bei der Fluggesellschaft, ob es spezielle Vorschriften gibt, wie diese zu transportieren sind.

Achtung:Insulin immer mit ins Handgepäck nehmen, im Frachtraum ist es zu kalt!

Wie auch beim Autofahren gilt: viel (Antialkoholisches) trinken und ab und zu ein wenig bewegen.

Mit dem Schiff: Auf großen Kreuzfahrtschiffen gibt es meistens einen Schiffsarzt, der im Notfall schnell zur Stelle ist. Allerdings heißt das nicht, dass er auch jedes Medikament mit an Bord hat. Nehmen Sie deshalb auf jeden Fall ausreichend eigene mit – und fragen Sie am besten vorab beim Reiseanbieter nach, ob und wo Sie Insulin und Tabletten lagern können.

Auf Reisen ist das Insulin besser nicht im Koffer, sondern im Handgepäck aufzubewahren. So ist es immer griffbereit!
Auf Reisen ist das Insulin besser nicht im Koffer, sondern im Handgepäck aufzubewahren. So ist es immer griffbereit!

Diabetes: Tipps für einen entspannten Aufenthalt

Kontrollieren Sie vor allem in den ersten Tagen am Urlaubsort Ihren Blutzuckerspiegel öfter als gewohnt. So lässt sich feststellen, wie er auf die veränderten Bedingungen reagiert. Passen Sie Ihre Medikamentendosis Ihrem Aktivitätslevel im Urlaub an – sind Sie aktiver als Zuhause, werden Sie vermutlich etwas weniger Insulin oder Tabletten benötigen. Liegen Sie hauptsächlich am Pool, kann eine höhere Dosis notwendig sein, damit der Blutzuckerspiegel nicht zu stark steigt.

Hinweis: Bei Hitze wirkt das Insulin schneller, da hohe Temperaturen die Durchblutung ankurbeln. Eventuell ist es sinnvoll, wenn Sie den Abstand zwischen Spritzen und Mahlzeiten verkürzen. Erkundigen Sie sich, wo am Urlaubsort die nächste Apotheke und die nächste Arztpraxis sind – so geht es im Notfall schneller.

Die Deutsche Diabetes-Hilfe rät, Ihren Gesundheits-Pass Diabetes oder Ihr Blutzuckertagebuch mit in den Urlaub und immer mitzunehmen. Außerdem empfiehlt sich auf Reisen im Ausland ein internationaler Notfallausweis und eine mehrsprachige Bescheinigung über die Medikamente. Fragen Sie dazu Ihren Arzt.

Eine gute Hilfestellung für Diabetiker bietet auf Auslandsreisen übrigens der Online-Dolmetscher der Deutschen Diabetes-Hilfe. Hier sind die wichtigsten Begriffe im Zusammenhang mit der Zuckerkrankheit in zehn Sprachen aufgelistet.

Diabetes auf Reisen: Umsicht statt Verzicht

Dank der intensivierten Insulintherapie (ICT), bei der Diabetiker den Grundbedarf decken und den zusätzlichen Bedarf vor jeder Mahlzeit individuell bestimmen, haben Betroffene im Urlaub mehr Freiheit gewonnen. Sie können – mit entsprechendem Wissen um die jeweiligen Nährwerte – auch exotische Produkte kosten. Und auch auf den Willkommensdrink müssen Diabetiker nicht verzichten. Bei Alkohol gilt aber auch im Urlaub: in Maßen und nicht auf nüchternen Magen!


Quellen: