Tagebuch schreiben hat bei Diabetes-Patienten wenig mit dem Festhalten persönlicher Geheimnisse zu tun. Es dient vielmehr dazu, einen Überblick über verschiedene Daten zu bekommen, die dabei helfen, den Blutzucker besser einzustellen und Unterzuckerungen zu vermeiden, kurz: die bestmögliche Therapie für den Einzelnen zu finden.
Drei Faktoren müssen gegeben sein, um die Therapie zu optimieren, sowohl bei Diabetes Typ 1, als auch bei Typ 2, so die Deutsche Diabetes-Hilfe. Diese drei Faktoren sind: Selbstkontrolle, Datenmanagement und regelmäßig die blutzuckerregulierenden Medikamente einnehmen oder Insulin spritzen.
All das bedeutet einen gewissen Zeitaufwand und Disziplin, aber es lohnt sich. Vor allem das Datenmanagement; denn wer ein Diabetiker-Tagebuch führt, erledigt das mit der Selbstkontrolle und dem regelmäßigen Schlucken bzw. Spritzen fast automatisch als Nebeneffekte mit. Ein Diabetiker-Tagebuch zu führen bedeutet, seinen Blutzuckerverlauf täglich schriftlich zu dokumentieren. Dafür gibt es gute Gründe, zum Beispiel:
Durch das regelmäßige Dokumentieren lassen sich der Blutzucker im Tagesverlauf sowie der Blutzucker-Langzeitwert HbA1c. Wenn sich der Verlauf des Blutzuckers detailliert nachvollziehen lässt, ist es leichter, ihn stabil zu halten, Über- und Unterzuckerung zu vermeiden und die Therapie zu optimieren. Denn der Arzt kann anhand der Aufzeichnungen erkennen, ob die Behandlung so anschlägt, wie gewünscht oder ob und wie eine Anpassung vorgenommen werden sollte.
Je mehr Werte aufgezeichnet sind desto besser lassen sich Zusammenhänge erkennen, zum Beispiel ob und inwiefern Sport oder Alkohol den Blutzucker beeinflusst haben.
Meist ist ein Diabetiker-Tagebuch zudem Voraussetzung, wenn eine Pumpe oder CGM beantragt werden soll. Letzteres steht für Continuous Glucose Monitoring, ein Gerät, das alle paar Minuten den Glukosegehalt in der Gewebeflüssigkeit des Unterhautfettgewebes misst. Ein ordentlich geführtes Diabetiker-Tagebuch kann entscheidend dafür sein, ob der Antrag von der Krankenkasse angenommen oder abgelehnt wird.
Natürlich könnte man einfach nur die gemessenen Blutzuckerwerte notieren. Das wäre aber verschenktes Therapiepotenzial. Denn je mehr Parameter dem Arzt zur Verfügung stehen, desto genauer kann er die Behandlung auf den jeweiligen Patienten abstimmen und desto höher ist die Chance, dass der Blutzucker in den gewünschten Bereich kommt und dort auch bleibt. Das wiederum kann die Auswirkungen des Diabetes auf den Alltag reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden des Patienten steigern helfen. Aufgezeichnet werden können und sollten im Idealfall:
Tipp: Wer – zumindest als Tagebuch-Neuling – etwas Unterstützung möchte, was die Struktur angeht, kann sich verschiedene Vorlagen im Internet herunterladen und ausdrucken.
So viele Vorteile ein Diabetiker-Tagebuch auch hat: es gibt auch weniger positive Aspekte. So erfordert das handschriftliche Festhalten der Daten Disziplin, einen etwas höheren Zeitaufwand als zum Beispiel mit einer App und man hat das Tagebuch – im Gegensatz zum Smartphone – vielleicht nicht immer dabei. Zudem ist es eventuell vor allem für Einsteiger schwierig, eine gewisse Übersichtlichkeit zu wahren und es ist bei einem analogen Tagebuch deutlich (zeit)aufwändiger, nach bestimmten Tagen oder Parametern zu suchen. Wer diszipliniert, dokumentationsfreudig und ein Freund des Papier-und-Stift-Ansatzes ist, bekommt mit dem Diabetiker-Tagebuch aber ein individuelles, flexibles und kostengünstiges Hilfsmittel an die Hand, das ziemlich effektiv bei der Therapieoptimierung einsetzbar ist.