Extreme Klimaverhältnisse sind immer eine Herausforderung für den Organismus. Reisen in die Hitze, Kälte oder Höhe sind zwar auch für Diabetiker möglich. Sie sollten sich aber entsprechend umsichtig auf diese Verhältnisse vorbereiten. „Zu extrem sollte das Klima am Urlaubsort für Diabetiker nicht sein.
In den Tropen oder der Wüste, zum Beispiel, verschlechtert sich häufig die Glukosetoleranz. Das bedeutet, es kommt nach dem Essen zu einem starken Blutzuckeranstieg“, rät die Deutsche Diabetes-Hilfe zu diesem Thema. Denn in extremer Kälte oder Höhe entgleist der Stoffwechsel leichter als in gewohnter Umgebung. Am besten eignet sich für Diabetiker deshalb gemäßigtes Klima für den Urlaub.
Soll es dennoch in sehr heiße oder kalte Länder oder auf eine hochalpine Bergtour gehen, sollten Sie Ihr Vorhaben frühzeitig und detailliert mit Ihrem Arzt besprechen!
Zunächst einmal sollten Sie dem Arzt mitteilen, was genau Ihre Pläne vor Ort sind, damit er die Therapie gegebenenfalls entsprechend anpassen kann. Es ist ein Unterschied, ob Sie hauptsächlich am Strand liegen werden, eine organisierte Tour mit Bus und vorgebuchten Hotels machen oder mit Rucksack und Schlafsack losziehen möchten.
Bei feucht-heißem Klima oder trockener Hitze produziert der Körper beispielsweise vermehrt Schweiß. Durch den Flüssigkeitsverlust verringert sich das Pumpvolumen des Herzens, es schlägt schneller, um diesen Mangel auszugleichen. Das kann zu verschiedenen Problemen wie abfallendem Blutdruck führen. Viel zu trinken und sowohl Gewicht als auch Blutzuckerspiegel regelmäßig zu kontrollieren ist deshalb essenziell.
Außerdem steigert sich bei Hitze die Durchblutung der Haut. Das heißt, Insulin wirkt schneller als gewohnt, da es besser aufgenommen wird. Passt man nicht auf, rutscht man schnell in den Unterzucker. Zudem sind Insulin und Glukagon empfindlich gegenüber UV-Strahlung und Temperaturen jenseits der 40 Grad Celsius. Um zu verhindern, dass sie ihre Wirkung verlieren, sollten Diabetiker sie deshalb in einer Kühlbox bei vier bis acht Grad Celsius aufbewahren. Und: bei hoher Luftfeuchtigkeit oder Temperaturen über 35 Grad funktionieren Blutzuckerteststreifen nicht mehr garantiert zuverlässig. Die Deutsche Diabetes-Hilfe rät deshalb, die Streifen vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen und sie in einem Behälter sorgfältig verschlossen zu halten.
Patienten, deren Schmerzempfinden als Folgeerkrankung des Diabetes reduziert ist, sollten zudem nicht barfuß durch heißen Sand oder über aufgeheizte Fliesen und Asphaltstücke gehen.
Skandinavien, die Alpen, Island … auch überwiegend kalte Gebiete können durchaus reizvolle Reiseziele sein. Diabetiker sollten sich jedoch bewusst machen, vor welche Herausforderungen tiefe Temperaturen sie stellen. Diese unterscheiden sich sehr von denen bei Hitze. Schon allein, weil mit kalten Fingern das Blutabnehmen und damit die Blutzuckerkontrolle erschwert sein können wie Internist und Expeditionsarzt Dr. Ulf Gieseler in einem Beitrag für die Zeitschrift ASU zu Bedenken gibt.
Des Weiteren messen Teststreifen bei Temperaturen unter 10 bis 5 Grad Celsius nicht mehr hundertprozentig verlässlich. Achtung: Insulin darf nicht einfrieren! Achten Sie darauf, es so zu verpacken, dass es bei einem Temperaturbereich von vier bis acht Grad Celsius lagert.
Durch die Kälte und das Zittern als Schutzreaktion des Körpers erhöht sich der Grundumsatz, das heißt der Kalorienbedarf steigt und muss in Form zusätzlicher Kohlenhydrate gedeckt werden. Gieseler empfiehlt, bei großer Kälte den Blutzucker deshalb (noch) häufiger als sonst zu kontrollieren. Das bei Kälte häufige Muskelzittern baut vermehr Muskelglykogen und Glukose ab, dadurch besteht die Gefahr in den Unterzucker zu rutschen. Neben ausreichend Energie- und Flüssigkeitszufuhr sollten (nicht nur) Diabetiker darauf achten, entsprechend ausgerüstet zu sein, um den Wärmeverlust so gering wie möglich zu halten und Erfrierungen zu vermeiden.
Bergsteigen regt den Stoffwechsel an und stärkt das Herz-Kreislauf-System. Für Diabetiker ist es auch deshalb eine an und für sich sinnvolle Sportart. Allerdings kommen bei dieser Aktivität zwei Faktoren zusammen, die Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel und damit die Diabetes-Therapie haben: die Bewegung und die Höhe.
Je nach körperlicher Anstrengung muss die Insulin-Dosis oder die Tablettenmenge reduziert werden, da der Energiebedarf erhöht ist. Passt man die Medikation nicht an, droht Unterzucker. Zwar finden sich in der aktuellen Literatur keine klaren Leitlinien für Diabetiker (Typ 1) für sportliche Aktivitäten jenseits von 3.000 Metern Höhe, Studien deuten jedoch darauf hin, dass Diabetiker durchschnittlich ein geringeres Pensum an Höhenmetern bewältigen können als gesunde Bergsteiger.
Kontrollieren Sie in jedem Fall Ihren Blutzucker penibel und regelmäßig. Achtung: einige Messgeräte funktionieren nur bis zu einer bestimmten Höhe (oft 3.000 bis 4.000 Meter max.). Erkundigen Sie sich vorher beim Hersteller oder Ihrem Arzt!
Wer eine mehrtägige Tour plant, sollte sich zudem über die Gegebenheiten auf den Hütten informieren, zum Beispiel, ob die Medikamente entsprechend gelagert werden können.
Gehen Sie vorsichtig mit Ihren Medikamenten und Mess-/Verabreichungsgeräten um. Insulin und Glukagon verlieren ihre Wirksamkeit bei Hitze, Glukagon ist bei hohen Temperaturen kürzer haltbar. Eine Kühlpackung kann sinnvoll sein, die Medikamente sollten aber nicht direkt auf dem Kühlakku liegen, da sie nicht einfrieren dürfen. Teststreifen reagieren empfindlich auf UV-Licht und Feuchtigkeit, Messgeräte schalten sich manchmal ab, wenn die Temperaturen zu hoch klettern.
Insulinpflichtige Diabetiker müssen bei Langstreckenflügen zudem die Zeitverschiebung mit einkalkulieren: bei Reisen in Richtung Westen wird der Tag länger und damit der Medikamentenbedarf geringer. Bei Flügen in den Osten verhält es sich genau anders herum.
Mehr Informationen darüber, was sie vor und während der Reise beachten sollten, erfahren Sie im Beitrag „Auf Reisen – was Diabetiker wissen sollten“.