Das Wichtigste vorab: Diabetiker können Reisen wie jeder andere auch. Selbst Fernreisen sind möglich, wenn sich Betroffene damit auskennen, was bei Zeitverschiebung, Klima- und Lebensmittelveränderungen und einem anderen Tagesrhythmus als zuhause zu tun ist.
„Die Zeitverschiebung spielt für tablettenbehandelte Diabetiker, eine ausreichende Selbstkontrolle vorausgesetzt, keine wesentliche Rolle“, so Facharzt Dr. med. Klaus Sterry in einem Beitrag für das Deutsche Diabetes-Zentrum. „Für Insulinpatienten existieren ausgefeilte Dosisanpassungsstrategien, die jedoch nur bei intensiviert behandelten Patienten einfach umzusetzen sind.“
Bewegt man sich als Diabetiker von einer Zeitzone in die andere, ist es unter Umständen notwendig, die Medikation entsprechend anzupassen: Verlängern sich bei Reisen in westliche Richtung die Tage, benötigt man mehr Insulin, geht es in den Osten, weniger. Klaus Sterry empfiehlt, den Insulinbedarf für „verkürzte Tage ebenso wie für Extra-Stunden unter Verzicht auf ein Basalinsulin durch kleine Dosen Normalinsulin“ abzudecken, das alle vier Stunden zusätzlich zu den jeweiligen Mahlzeiten gespritzt wird. Kontrollieren Sie unterwegs alle zwei bis drei Stunden Ihre Blutzuckerwerte. Im Zweifelsfall ist ein etwas höherer Pegel (um 150 mg/dl bzw. 8,3 mmol/l) in Ordnung, um eine Unterzuckerung zuverlässig zu verhindern.
Generell gilt Experten zufolge die Faustregel: Pro zwei Stunden Zeitverschiebung verändert sich der Insulinbedarf um etwa zehn Prozent.
Da der Bedarf aber immer individuell ist, könnten solche Empfehlungen aber nur sehr grobe Anhaltspunkte liefern. Sicherer und besser ist es laut Deutscher Diabetes-Hilfe, während der Reise häufig die Plasmaglukose, also den Blutzucker, zu messen und das Insulin und die Insulindosis entsprechend der Nahrungszufuhr und den aktuellen Plasmaglukose-Werten anzupassen.
Sprechen Sie vor der Reise mit Ihrem Arzt, er kann Ihnen Tipps geben, wie Sie Ihre Medikation am besten anpassen.
Hinweis: Da sich auf (Langstrecken)Flügen der Essensservice verzögern oder nicht Ihrem gewohnten Rhythmus entsprechen kann, nehmen Sie unbedingt genügend eigenen, möglichst kohlenhydrathaltigen Proviant mit und trinken Sie an Bord keinen oder nur sehr wenig Alkohol.
Wenn Sie im Urlaub die Zeitzone wechseln, werden Sie in den ersten Tagen mehr oder weniger starke Jetlag-Symptome an sich bemerken. Das liegt daran, dass die innere Uhr aus dem Takt kommt und sich erst an den neuen Rhythmus anpassen muss.
Ein Jetlag kann sich in Müdigkeit, Konzentrationsstörungen oder Übelkeit äußern – alles Anzeichen, die einer Unter- oder Überzuckerung ähneln. Sie sollten deshalb Ihren Blutzucker regelmäßig und öfter als gewohnt (ca. alle drei Stunden) überprüfen, um sicherzustellen, dass die Werte im gewünschten Bereich sind.
Experten empfehlen, solange die gewohnten Zeiten beizubehalten, bis Sie am Zielort sind und dann Ihre Tagesroutine auf die Ortszeit anzupassen. Nehmen Sie also Ihr Basisinsulin zum Beispiel um 8 Uhr Ortszeit, wenn Sie es auch zuhause um 8 Uhr spritzen und korrigieren Sie die Werte wenn nötig mit kurzwirkendem Insulin. Stecken Sie immer Traubenzucker ein, wenn Sie am Urlaubsort unterwegs sind damit Sie einer drohenden Unterzuckerung schnell entgegenwirken können und seien Sie vor allem ein bis zwei Tage nach der Ankunft aufmerksam. In dieser Zeit stellt der Stoffwechsel sich nämlich um und es besteht das größte Risiko für Entgleisungen – vor allem nachts. Deshalb: lieber einmal zu oft kontrollieren als einmal zu wenig.