Die Zuckerkrankheit geht manchmal mit depressiven Verstimmungen einher. Zum Glück lässt sich beides gut behandeln.
Traurig, antriebslos und erschöpft? Diabetes kann auch aufs Gemüt schlagen. So leidet bereits jeder vierte Diabetiker an depressiven Verstimmungen. Aber warum sind Diabetiker eigentlich besonders anfällig für ein seelisches Tief? Vor allem nach der Diagnosestellung haben die Betroffenen oft mit psychischen Problemen zu kämpfen, da sie sich zuerst einmal mit dem veränderten Lebensstil zurechtfinden müssen. Denn die Erkrankung erfordert tägliche Aufmerksamkeit und Planung, einen „Urlaub vom Diabetes“ gibt es nicht.Diese Einschränkungen empfinden viele Diabetiker zunächst als Last. Zu den typischen Symptomen einer depressiven Verstimmung zählen neben der gedrückten Stimmung auch Müdigkeit, Reizbarkeit oder Lustlosigkeit. Dieser belastende Gemütszustand erfüllt noch nicht die Kriterien einer psychischen Erkrankung wie etwa einer Depression. Betroffene sind noch dazu im Stande, sich gelegentlich abzulenken und Freude zu empfinden.
Eine erhöhte Neigung zu Stimmungstiefs besteht auch dann, wenn akut Folgeerkrankungen wie etwa Herz- und Gefäßerkrankungen auftreten oder nach einer schweren Unterzuckerung. Darüber hinaus kann auch zu viel Bauchfett die Gemütslage negativ beeinflussen. Denn dort finden sich oft erhöhte Mengen an entzündungsfördernden Botenstoffen. Diese sogenannten Zytokine können laut neuester Erkenntnisse auch zur Entstehung von depressiven Verstimmungen beitragen. Mit der Niedergeschlagenheit muss sich jedoch kein Diabetiker abfinden, denn die Auslöser für die seelische Krise lassen sich mit gezielten Strategien vermeiden.
Sobald negative Seelenzustände überhandnehmen und unseren Alltag langfristig bestimmen, sollten Diabetiker hellhörig werden. Andernfalls können Betroffene schnell in eine Abwärtsspirale geraten. Denn wer eine gedrückte Stimmung hat, sich antriebslos fühlt und unter Dünnhäutigkeit leidet, kann oftmals die Diabetesbehandlung nicht meistern oder ist nicht genug motiviert, sich ausreichend zu bewegen. In der Folge kann der Blutzuckerspiegel dauerhaft ansteigen und das Risiko für Folgeerkrankungen an Gefäßen, Herz, Augen und Nieren steigen.
Umgekehrt wirkt sich aber auch ein schlecht eingestellter Blutzucker auf die Gemütslage aus und erhöht das Risiko für Niedergeschlagenheit. Das heißt aber auch: Sich einer der Erkrankungen konsequent anzunehmen, bessert in der Regel auch die andere. So kann die effektive Behandlung des belastenden Gemütszustands den Stoffwechsel bei Diabetes wieder regulieren. Auf der anderen Seite kann sich eine optimale Blutzuckereinstellung positiv auf den Verlauf einer depressiven Verstimmung auswirken.
Zuckerkranke sollten bei depressiven Verstimmungen möglichst schnell reagieren, damit sich aus dem vorübergehenden Gute-Laune-Tief keine echte, andauernde Depression entwickelt. Hierzu eignen sich folgende Lösungsstrategien:
Untersuchungen zeigen, dass etwa zehn Prozent aller Diabetiker bereits an einer echten Depression leiden. Weil diese psychische Erkrankung selten mit Diabetes in Verbindung gebracht wird, bleibt sie bei Zuckerkranken häufig unerkannt, unterschätzt oder unzureichend behandelt. Eine Depression im medizinischen Sinne ist etwas anderes als ein vorübergehendes Stimmungstief, das fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens mindestens einmal erlebt. Solche Gemütsschwankungen verschwinden nämlich meist wieder, sobald die konkreten Auslöser wie etwa Verlust, Schmerz oder extremer Stress verarbeitet sind. Eine unbehandelte Depression dagegen heilt in der Regel nicht von selbst. Aber woran erkennen Betroffene, ob sie tatsächlich schon depressiv sind?
Die Krankheit ist durch bestimmte Symptome gekennzeichnet und kann sich zum Teil auf sehr unterschiedliche Art und Weise äußern. Die Betroffenen empfinden oftmals eine quälende Niedergeschlagenheit, Mut- und Hoffnungslosigkeit, innere Leere, Antriebslosigkeit, Entscheidungsschwierigkeiten und Angstgefühle. Diese Empfindungen können den Alltag massiv beeinträchtigen und zu Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Libidoverlust und Konzentrationsproblemen führen. Auch körperliche Beschwerden wie Magendrücken, Verdauungsprobleme, Rücken- und Kopfschmerzen können auf eine Depression hinweisen. Treten die Symptome über mindestens zwei Wochen auf, sprechen Mediziner von einer Depression.
Wenn die Krankheit jedoch rechtzeitig festgestellt wird, ist die psychische Erkrankung gut behandelbar. Betroffene sollten sich deshalb nicht scheuen, Hilfe zu suchen und sich von einem Spezialisten behandeln zu lassen. Medikamente (Antidepressiva), Verhaltenstherapie oder eine Kombination aus beidem sind laut Studien höchst effektiv, um die Symptome zu lindern und die Erkrankung in den Griff zu bekommen. Erster Ansprechpartner kann der Hausarzt sein.