Diabetes Typ 2 ist eine Stoffwechselerkrankung. Sie ist sehr viel häufiger als Diabetes Typ 1. Da sie üblicherweise erst im Erwachsenenalter auftrat, galt sie lange als sogenannter „Altersdiabetes“. Mittlerweile erkranken aber auch immer mehr jüngere Menschen und sogar Kinder.
Anders als bei Typ 1 werden bei Diabetes Typ 2 die Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse nicht zerstört. Sie können weiterhin Insulin herstellen, verlieren aber ihre Empfindlichkeit für das Hormon (Insulinresistenz) und/oder dessen Ausschüttung ist gestört. Mediziner sprechen hier von einem „relativen Insulinmangel“.
Der Körper versucht, die Resistenz zu überwinden, indem er mehr Insulin ausschüttet. Gleichzeitig gelangt jedoch immer weniger Zucker in die Körperzellen. Er staut sich in den Blutgefäßen an, in einem frühen Stadium ist der Insulinspiegel im Blut deshalb erhöht. Im Fachjargon heißt dieses Phänomen Hyperinsulinämie (kurzzeitiger Insulinüberschuss).
Ursachen der Erkrankung sind hauptsächlich ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht, aber auch genetische Veranlagung. Das Positive: Diabetes Typ 2 lässt sich häufig zumindest eine Zeit lang durch eine Umstellung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten im Griff behalten – ohne, dass Betroffene auf Medikamente angewiesen sind.
Biologen vermuten, dass die Veranlagung für Diabetes Typ 2 erblich ist. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens daran zu erkranken, steigt, wenn die Erkrankung bei nahen Verwandten ebenfalls bereits aufgetreten ist.
Außerdem erhöht sich das Risiko für eine Erkrankung bei starkem Übergewicht, Fettleibigkeit (Adipositas), erhöhten Blutfettwerten, zu hohem Blutdruck, Bewegungsmangel, der Einnahme bestimmter Medikamente, die den Zuckerstoffwechsel verschlechtern, und zuckerreicher Ernährung. Der Körper kann zwar einiges ausgleichen, aber um eine stark zuckerhaltige Ernährung zu verarbeiten, ist schnell viel Insulin nötig. Das belastet die Bauchspeicheldrüse. Besonders gefährlich ist das bei Übergewichtigen und Menschen, die bereits leichte Schwierigkeiten mit einem (nach Mahlzeiten) erhöhten Blutzuckerspiegel haben. „Der Zucker selbst macht keinen Diabetes“, erklärt Prof. Dr. Dr. Hans-Georg Joost, Wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE), „außer er führt zu dem Hauptauslöser der Krankheit, nämlich zu Übergewicht. Zu viele Kalorien und zu wenig Bewegung sind die größten Risikofaktoren für den Typ-2-Diabetes.“
Das metabolische Syndrom wird auch „tödliches Quartett“ genannt. Es umfasst erhöhten Blutdruck, Fettstoffwechselstörungen, Übergewicht und Typ 2-Diabetes oder eine Vorstufe davon (Prädiabetes). Diese Krankheiten haben teils die gleichen Ursachen und treten deshalb häufig im Paket auf. Sie können sich gegenseitig verstärken und so die Gesamtgesundheit verschlechtern. Andererseits lassen sich die Komponenten des metabolische Syndroms aber auch durch gezielte Maßnahmen „im Paket“ behandeln.
Da hauptsächlich ältere Erwachsene von Diabetes Typ 2 betroffen sind, wird oder wurde diese Variante der Zuckerkrankheit auch „Alterszucker“ genannt. Inzwischen leiden aber auch zunehmend jüngere Menschen an dieser Form des Diabetes mellitus. Das liegt daran, dass immer mehr Jugendliche bereits stark übergewichtig sind, sich ungesund ernähren und nur wenig bewegen. In den USA hat fast ein Viertel der Jugendlichen Diabetes oder eine Vorstufe davon, in Deutschland sind 400 Jugendliche wegen Diabetes Typ 2 in ärztlicher Behandlung. PD Dr. med. Thomas Reinehr von der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln vermutet jedoch eine mit 3.300 Fällen weit höhere Dunkelziffer an Jugendlichen mit (unerkanntem) Diabetes Typ 2.
Dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte verursachen lange keine bemerkbaren Beschwerden. Bleibt der Diabetes jedoch unbehandelt, kann dies Nerven, Blutgefäße und verschiedene Organe schädigen. Lesen Sie hier mehr über die möglichen Folgeerkrankungen.
Zumindest am Beginn der Krankheit brauchen Patienten häufig noch keine Medikamente. Sein Gewicht im Blick zu behalten, sich gesund zu ernähren und ausreichend zu bewegen, kann sich sehr positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken. Wichtig ist jedoch, dass man sich bewusst macht, dass man krank ist, auch wenn man sich (noch) nicht so fühlt, sich entsprechend mit dem Diabetes Typ 2 auseinandersetzt und sich eine diabetesgerechte Lebensweise zur Gewohnheit macht.
Selbst wenn später Medikamente notwendig werden sollten, bedeuten diese nach einer gewissen Eingewöhnungszeit keine schwere Einschränkung des täglichen Lebens – selbst Autofahren ist möglich, solange man den Blutzucker im Normalbereich hält, da sonst Wahrnehmung und Reflexe beeinträchtigt werden könnten.
Oft sind bei Diabetes Typ 2 die Symptome lange sehr unauffällig. Häufig entdeckt der Arzt diese Stoffwechselerkrankung erst zufällig im Zuge einer anderen Untersuchung. Gerade das macht die Krankheit so tückisch. Denn diese Art der Zuckerkrankheit, an der hauptsächlich ältere Erwachsene erkranken, kann schwere Folgen für Nervenfunktion, Blutgefäße und verschiedene Organe nach sich ziehen, wenn sie nicht behandelt wird.
Laut Deutscher Diabetes-Hilfe vergehen aufgrund der meist uneindeutigen Symptome bis zu zehn Jahre ab Auftreten der Krankheit, bevor sie festgestellt wird. Der Blutzucker war dann also bereits über Jahre hinweg zu hoch. Denn bei diesem Diabetes-Typ, der deutlich häufiger auftritt als Typ 1, werden die Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse immer unempfindlicher gegenüber Insulin. Deshalb stellen sie mehr von diesem Blutzucker-regulierenden Hormon her, der Nahrungszucker im Blut gelangt aber nicht in die Körperzellen. Das kann gravierende Folgen haben.
Wer die gängigen Symptome eines Diabetes Typ 2 kennt und bewusst darauf achtet, kann so zu einer frühzeitigen Diagnose beitragen. Und je eher sie gestellt wird, desto höher sind die Chancen auf Heilung oder eine Behandlung ohne bzw. mit nur wenig Medikamenten. Zu den häufigen Diabetes-Typ-2-Anzeichen gehören:
Einige der für Diabetes Typ 1 typischen Symptome wie übermäßiger Durst und häufiges Wasserlassen treten bei Typ 2Diabetes nicht immer (im frühen Stadium) auf. Die Symptome entstehen, wenn der Körper versucht, Zucker über den Urin auszuscheiden.
Da es für die meisten dieser Symptome viele mögliche Ursachen gibt, denken viele Betroffene nicht an Diabetes Typ 2. Aber: Wer eines oder mehrere dieser Symptome an sich beobachtet, sollte auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen und seine Blutzuckerwerte überprüfen lassen. Normal ist ein Nüchternblutzucker von unter 100 md/dl (5,6 mmol/l), liegt dieser Wert zwischen 100 und 125 mg/dl kann dies ein Hinweis auf eine Vorstufe des Diabetes, ein sogenannter Prädiabetes sein.
Obwohl sich Betroffene meist nicht körperlich krank fühlen, kann ein Typ 2-Diabetes , wenn er unbehandelt bleibt, Komplikationen hervorrufen, die unangenehm bis lebensbedrohlich sein können.
Symptome treten nicht nur als Vorboten des Diabetes auf, sondern auch als Folgeerscheinungen bei fortschreitender Erkrankungsdauer. „Der Typ-2-Diabetes, an dem mehr als 90 Prozent aller Diabetiker erkranken, ist heimtückisch, weil er nicht wehtut und deshalb jahrelang unentdeckt bleiben kann. Doch in dieser Zeit führt er zur Verengung der Blutgefäße. Die Folgen können Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenschäden und Erblindung sein. Weltweit zählt Diabetes zu den fünf häufigsten Todesursachen“, warnt Prof. Dr. Dr. Hans-Georg Joost, Wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE).
Achtung: Folgeerkrankungen von Diabetes Typ 2 entstehen häufig schon im Vorstadium der Krankheit (Prädiabetes)! Zu diesen gehören:
„Bei Menschen mit Übergewicht werden die Zellen oft unempfindlich gegen Insulin und reagieren nicht mehr ausreichend auf den Botenstoff. Die Folge: Zu viel Zucker bleibt im Blut. Dabei lassen große Zucker- und Weißmehlmengen den Blutzuckerspiegel besonders stark ansteigen, und der Zucker beginnt mit seiner Zerstörungsarbeit“, erklärt Prof. Dr. Dr. Hans-Georg Joost, Wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE).
Bei Diabetes Typ 2 besteht ein „relativer Insulinmangel“, bei dem die Körperzellen schlechter auf Insulin ansprechen. Im Gegensatz zu Typ 1 Diabetes, bei dem Betroffene ein Leben lang Insulin spritzen müssen, kann man bei dieser Form der Zuckerkrankheit manchmal bereits mit einer Veränderung der Lebensgewohnheiten viel Positives bewirken. Welche Therapie bei Diabetes Typ 2 sinnvoll ist, hängt aber immer von verschiedenen Einflüssen und Faktoren ab. Die Wichtigsten:
Je nach Ausgangslage kommen bei Diabetes Typ 2 dann unterschiedliche Therapie-Ansätze und Medikamente zum Einsatz. Folglich ist es wichtig, dass der Arzt zunächst einmal den Status quo sorgfältig analysiert.
Ein Typ 2-Diabetes entwickelt sich langsam und kann lange Zeit ohne merkliche Symptome verlaufen. Stellt der Arzt bei einer Routineuntersuchung jedoch erhöhte Zuckerwerte im Urin oder Blut fest, kann dies ein Hinweis auf eine Diabetes-Erkrankung oder eine Vorstufe (Prädiabetes) sein. In diesem Fall wird der Arzt eine körperliche Untersuchung sowie eine sorgfältige Blutzuckermessung vornehmen. Haben Sie einige der typischen Diabetes-Symptome an sich beobachtet, können Sie sich auch in der Apotheke einen Teststreifen besorgen, um den Zuckergehalt in Ihrem Urin zu ermitteln, oder online kostenlos den Deutschen Diabetes-Risiko-Test® machen, der Ihr Diabetesrisiko anhand eines Fragenkatalogs berechnet.
Bei folgenden Werten gehen Mediziner von einem Diabetes aus:
Beim Typ 2-Diabetes können Betroffene mehr tun, als gewissenhaft ihre Medikamente einzunehmen. Manchmal genügt ein gesunder Lebenswandel mit bewusster Ernährung und möglichst viel Bewegung, um die Krankheit in den Griff zu bekommen, sodass zunächst gar kein Insulin und häufig auch keine Tabletten zugeführt werden müssen. „Das Bemerkenswerte am Typ 2-Diabetes ist, dass durch eine frühe Diagnose, eine gesündere Ernährung und mehr Bewegung eine drastische Verbesserung erzielt werden kann“, erklärt Fachmann Hans-Georg Joost. „Erst wenn das nicht mehr gelingt, werden in der nächsten Stufe Tabletten verordnet, die den Blutzucker senken.“
Betroffene sollten also ihren aktuellen Lebensstil einmal genau auf Diabetes-bezogenes Optimierungspotenzial abklopfen, auf den Prüfstand gehören beispielsweise:
Gewichtskontrolle
Starkes Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) zählen zu den größten Risikofaktoren von Diabetes Typ 2. Die Therapie liegt auf der Hand: Gewicht reduzieren. Denn das Fettgewebe am Bauch (inneres oder auch viszerales Fett genannt) produziert Stoffe, die die Wirkung des Insulins beeinträchtigen. „Finnische Studien belegen, dass Menschen, die ungefähr fünf Prozent ihres Gewichtes abspecken, ihr Diabetes-Risiko um 70 Prozent senken“, ergänzt Prof. Dr. Dr. Hans-Georg Joost vom DIfE.
Am besten besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Gewichtsziele für Sie persönlich sinnvoll sind und wie Sie diese erreichen. Denn gesunde Ernährung heißt auch im Fall von Typ 2 Diabetes nicht, dass Sie sich strenge Regeln und Verbote auferlegen müssen. Sogar Süßigkeiten sind in Maßen erlaubt: „Die Aufnahme von Zucker sollte einen Anteil von zehn Prozent der Gesamtenergiezufuhr nicht überschreiten, dies entspricht bei einer Kalorienzufuhr von 2000 Kilokalorien etwa 50 Gramm“, sagt Professor Joost. Dagegen können vermeintlich gesundes Rindersteak, Lamm- oder Schweinefilet das Diabetesrisiko erhöhen. Wissenschaftler vermuten, dass dies unter anderem mit dem hohen Eisengehalt in rotem Fleisch zusammenhängt, da dieser den oxidativen Stress in den Zellen erhöht. Experte Joost empfiehlt deshalb, diese Produkte durch Fisch, Nüsse und Vollkornprodukte zu ersetzen.
Letztere enthalten komplexe Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel nur langsam und weniger stark ansteigen lassen. Außerdem enthalten Vollkornprodukte sowie Obst und Gemüse Ballaststoffe, die besonders wichtig bei Diabetes Typ 2 sind. Diese nicht verdaulichen Pflanzenfasern halten satt und helfen, Blutzuckerspitzen zu vermeiden. Empfohlen werden rund 40 Gramm Ballaststoffe pro Tag, das entspricht zum Beispiel ungefähr zwei Scheiben Vollkornbrot zum Frühstück, einer Portion Bulgur mit Brokkoli zum Mittagessen und einem Teller Vollkornnudeln abends.
Bewegung
Es gibt zwei Argumente für körperliche Aktivität als Teil der Therapie: Zum einen verbrauchen Muskeln mehr Energie als Fett – und zwar sowohl in Bewegung als auch im Ruhezustand. Das hilft beim Abnehmen ebenso wie dabei, sein Gewicht zu halten. Zum anderen verbessert sich durch Bewegung der Zuckerstoffwechsel, die Zellen sprechen wieder besser auf Insulin an. Betroffene müssen sich aber nicht zu Hochleistungssportlern entwickeln. Schon ein Spaziergang oder lockeres Radfahren genügen. Außerdem verringert sich bei körperlicher Aktivität bei geringer Intensität das Risiko, dass die eventuell geschädigten Blutgefäße überfordert werden. Geeignete Sportarten für Diabetiker sind zum Beispiel Yoga, Laufen, Schwimmen oder Radfahren.
Medikamente
Manchmal werden trotz gesunden Lebenswandels Medikamente notwendig, um den Blutzucker unter Kontrolle zu bekommen. Einige Patienten nehmen Tabletten, andere spritzen Insulin oder hormonähnliche Wirkstoffe, die die körpereigene Insulin-Produktion anregen sollen (Ikretin-Mimetika). Manche wenden eine Kombination aus beidem an.
Bei Insulin wird unterschieden zwischen:
Entweder spritzen sich Betroffene das Insulin mit einem stiftähnlichen Hilfsmittel namens Pen, in einigen Fällen tragen sie auch eine sogenannte Insulinpumpe, die kontinuierlich den Blutzuckerwert analysiert und entsprechend Insulin abgibt.
Nach der Diagnose „Typ-2-Diabetes“ bekommen Patienten meist umgehend blutzuckersenkende Medikamente. Schlägt die Behandlung nicht wie gewünscht an, kann der Arzt zusätzliche Mittel verschreiben. Während zu Beginn der Erkrankung noch gesunde Ernährung und viel Bewegung ausreichen, müssen viele Betroffene im Verlauf der Erkrankung ihre Therapie mit Insulin ergänzen.
Da Diabetes Typ 2 oft mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergeht, können unter Umständen zum Beispiel auch Medikamente notwendig sein, die Blutdruck und/oder Cholesterinspiegel senken.
Diabetes Typ 2 kann im Gegensatz zu Typ 1 Diabetes aktiv beeinflusst werden. Wissenschaftlich steht zwar noch nicht fest, ob er sich durch entsprechende Maßnahmen verhindert werden kann, die Entwicklung von Symptomen lässt sich jedoch um einige Jahre hinauszögern. Am effektivsten gelingt dies über Gewichtskontrolle, ausgewogene Ernährung und ausreichende körperliche Aktivität.