Diabetes-Typ-2: Warum fällt das Abnehmen so schwer?

20. April 2022
Diabetes-Typ-2: Warum fällt das Abnehmen so schwer?

Diabetes wirkt sich nicht nur auf den Blutzucker aus – sondern auch auf das Gehirn. Die Folge: Betroffenen fällt es schwerer, an Gewicht zu verlieren – vor allem am Bauch. Wie sich überflüssige Kilos dennoch zum Schmelzen bringen lassen

Du musst weniger essen“, „Du hast zu wenig Disziplin beim Abnehmen“ – Typ-2-Diabetiker mit Übergewicht hören diese Sätze oft aus ihrem Umfeld. Zu Unrecht. Denn Erkenntnisse von Expertendes Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) zeigen, dass zu viele Kilos auf der Waage nicht unbedingt eine Folge von mangelnder Willensstärke ist. Laut neuester Forschungen spielt vor allem ein Ungleichgewicht im Stoffwechsel eine Schlüsselrolle, wenn das Fett nicht schmelzen will.

Stoffwechsel ist Kopfsache

Aber woran liegt es, dass überflüssige Pfunde bei Diabetikern nicht purzeln wollen – vor allem wenn die Betroffenen Insulin spritzen oder Medikamente einnehmen? Typisch bei Typ-2-Diabetes ist, dass die Körperzellen nicht mehr ausreichend auf das Hormon Insulin reagieren, sodass diese zu wenig Zucker aufnehmen. Experten sprechen hier von der sogenannten Insulinresistenz. Diese tritt oft bei Übergewicht auf: Das übermäßige Fett verhindert, dass das Insulin ausreichend Blutzucker in die Muskel- und Fettzellen schleust oder seine Aufgaben in der Leber erfüllt. In der Folge muss die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin produzieren. Ein Teufelskreis: Denn die gesteigerte Insulinausschüttung begünstigt wiederum einen erhöhten Fettaufbau. Es entsteht noch mehr Übergewicht, was die Produktion des Hormons weiter ankurbelt. Dadurch haben Betroffene große Schwierigkeiten damit, Gewicht zu verlieren.
Daneben wirkt das Insulin nicht nur auf den Fettstoffwechsel sondern auch auf das Gehirn. Genauer gesagt auf den Hypothalamus – unser Steuerzentrum in Sachen Ernährung. Laut Studien der DZD signalisiert eine erhöhte Insulinkonzentration dort nämlich: „Ich bin satt, Essen beenden.“ Liegt jedoch eine Insulinresistenz vor, ist auch das Signal der Sättigung gestört. Es kommt zu einer unkontrollierten Gewichtszunahme. Eine Studie aus Tübingen bestätigt, dass die verringerte Insulinwirkung im Gehirn nicht nur das Körpergewicht, sondern auch die Fettverteilung im Körper beeinflusst. Die Forscher fanden heraus, dass je höher die Insulinresistenz im Gehirn ist, desto schwerer fällt es Menschen abzunehmen – vor allem am Bauch.

So gelingt der Gewichtsverlust

Auch wenn das Abnehmen mit Insulinresistenz mehr Mühe bereitet, können Diabetiker dennoch erfolgreich Pfunde verlieren. Damit das nachhaltig gelingt, helfen diese drei Schlank-Strategien:


1. Drei Mahlzeiten am Tag: Die meisten Menschen verlieren schon an Gewicht, wenn sie sich mit dreigesunden Mahlzeiten pro Tag satt essen. Dadurch wird die Lust auf Süßes reduziert und die langen Pausen zwischen dem Essen lassen den Blutzucker sinken.


2. Die Teller-Formel: Wichtig ist aber nicht nur, wie oft man isst, sondern auch, was auf dem Speiseplan steht. Ein gesundes, sattmachendes Gericht besteht beispielsweise aus einem 1/2 Teller Gemüse, einem 1/4 Teller Eiweißreichem (Fisch oder Hülsenfrüchte) und einem 1/4 Teller Kohlenhydraten.

3. Bewegung im Alltag einbauen: Regelmäßige körperliche Aktivität ist der Schlüssel für eine gute Insulinwirkung – und damit auch für effektven Gewichtsverlust. Das muss kein stundenlanges, schweißtreibendes Training sein. Im Gegenteil: Anstrengender Sport führt dazu, dass mehr Hunger- und Appetithormone ins Blut abgegeben werden – infolgedessen isst man danach auch mehr. Diabetologen raten dazu, den Alltag insgesamt bewegter zu gestalten. Also lieber die Treppe als den Aufzug nehmen, sich in die Gartenarbeit vertiefen oder mit einfachen Gewichten beim Fernsehen fit werden.

Weniger Kilos, weniger Medikamente

Wer es schafft, diese simplen Abnehmstrategien in sein Leben zu integrieren, wird nicht nur mit einem flacheren Bauch belohnt. Auch der Blutzucker lässt sich langfristig in den Griff bekommen. Denn Gewebe, das aktiv bewegt wird, kann Zucker wieder besser aufnehmen und zugleich benötigt der Körper weniger Insulin, um Kohlenhydrate in die Zelle zu schleusen. Laut einer britischen Studie mit übergewichtigen Diabetikern kann ein Gewichtsverlust von mehr als 15 Kilo sogar Diabetesmedikamente überflüssig machen. Denn die Insulinresistenz wird aktiv bekämpft – auch im Gehirn.