Diabetes – schwere Folgen vermeiden

Carola Felchner
18. April 2018
Diabetes – schwere Folgen vermeiden

In Deutschland sind Experten zufolge derzeit rund sechs Millionen Menschen von Diabetes betroffen, pro Jahr kommen etwa 300.000 Neuerkrankungen hinzu. Zu diesen diagnostizierten und entsprechend therapierten Fällen, addieren sich noch einmal geschätzte rund zwei Millionen Menschen, die gar nicht wissen, dass sie an Diabetes mellitus erkrankt sind. Der Grund: Diabetes ist eine Krankheit, die sich in der Regel lange nicht bemerkbar macht.

Falsch oder gar nicht behandelt kann Diabetes aber schwere Folgen haben: Der „Deutsche Gesundheitsbericht – Diabetes 2018“ gibt an, dass das Risiko für Komplikationen wie Herzinsuffizienz, Schlaganfall und Herzinfarkt bei Diabetes-Patienten stark erhöht ist. Pro Jahr müssen in Zusammenhang mit Diabetes 40.000 Bein-, Fuß- oder Zehenamputationen vorgenommen werden und etwa 2.000 Menschen erblinden als Folge des umgangssprachlich als Zuckerkrankheit bekannten Leidens, das auch die häufigste Ursache für eine Dialyse ist, ein Verfahren zur Blutreinigung bei Nierenversagen oder stark eingeschränkter Nierenfunktion.

Schwere Folgen einer Diabetes-Erkrankung können zum Beispiel die folgenden sein:

Diabetische Neuropathie

Eine Neuropathie ist eine Nervenerkrankung. Aktuellen Erkenntnissen zufolge entwickelt im Schnitt mehr als jeder dritte Diabetes-Patient solche Beschwerden. Von Diabetes verursachte Nervenerkrankungen entstehen oft schon in einer frühen Phase der Erkrankung unbemerkt. Im schlimmsten Fall kann eine Amputation (meist untere Extremitäten) in Folge notwendig werden.

Warum löst Diabetes dies aus: die genauen Gründe sind bisher nicht eindeutig geklärt. Es wird vermutet, dass unter anderem erhöhte Blutzuckerwerte die kleinen Blutgefäße verstopfen, die die Nerven versorgen.

Welche Körperteile sind betroffen: meist beginnt eine diabetische Neuropathie an den Füßen und geht auf die Unterschenkel über. Manchmal macht sie sich auch an Händen und Armen bemerkbar.

Welche Symptome deuten darauf hin: Kribbeln und pelzig-taubes Gefühl, vor allem an den Füßen, unter Umständen brennende, stechende oder einschießende Schmerzen, „falsche“ Empfindungen und gestörte Temperaturwahrnehmung (z. B. Füße sind warm, werden aber als kalt gefühlt), eingeschränktes Schmerzempfinden, manchmal Muskelschwäche.

Aufgrund häufig eingeschränkter oder fehlender Gefühlsempfindung (Druck, Schmerz, Temperatur) im Fußbereich können sich Hornhaut und/oder Geschwüre bilden, das wohl bekannteste Beispiel dafür ist der diabetische Fuß. Durch oft trockene Haut (die Nervenstörungen können sich auf die Schweißproduktion auswirken) können zudem Risse entstehen, die Infektionen Tür und Tor öffnen.

Wie behandeln: Durch spezielle Untersuchungen kann der Arzt Nervenstörungen feststellen und (schweren) diabetischen Neuropathien mittels einer guten Diabeteseinstellung vorbeugen.

Studien weisen außerdem darauf hin, dass der Wirkstoff Arginin die Gefäßfunktion verbessern und so vor einer diabetischen Neuropathie schützen kann.

Auch den Alkohol- und Tabakkonsum stark einzuschränken oder ganz wegzulassen, kann helfen.

Diabetiker sollten darüber hinaus täglich Ihre Füße auf Wunden, Blasen und Druckstellen untersuchen und diese entsprechend behandeln. Ebenfalls sinnvoll: Tragen Sie möglichst breite, flache Schuhe mit fester Sohle.

Diabetes-Patienten haben ein erhöhtes Risiko für Herzinsuffizienz, Herzinfarkt und Schlaganfall

Herz- Kreislauf- / Gefäß-Erkrankungen

Diabetes-Patienten haben ein erhöhtes Risiko für Herzinsuffizienz, Herzinfarkt und Schlaganfall. Das sogenannte kardiovaskuläre Risiko ist Experten zufolge beim Männern mit Typ-2-Diabetes um das Zwei- bis Vierfache höher, bei Frauen um das Sechsfache. Bei Typ-1-Diabetikern kann sich mit zunehmender Erkrankungsdauer ein ähnlicher Verlauf und Symptome wie bei Diabetes Typ 2 entwickeln. Besonders Herzinfarkt und Schlaganfall sind in Folge eine häufige Todesursache.

Warum löst Diabetes dies aus: Zwar sind auch hier aus wissenschaftlicher Sicht noch viele Fragen ungeklärt. Es scheint sich Experten zufolge aber im Rahmen einer Diabetes-Erkrankung die dünne Wand (Membran) der winzigen Haargefäße (Kapillaren) zu verdicken, weil sich Eiweißsubstanzen dort ablagern. Die Gefäße verschließen und/oder versteifen sich zunehmend, was die Bildung von Blutgerinnseln (Thromben) und Gefäßaussackungen (Aneurismen) begünstigt. Beides stört den Blutfluss – und mögliche Folgen dieser Unterversorgung sind Herzinfarkt, Herzinsuffizienz und Schlaganfall.

Welche Körperteile sind betroffen: das Gefäßsystem (Kapillaren) des Körpers

Welche Symptome deuten darauf hin: Bei einer Herzinsuffizienz leiden Betroffene oft unter Atemnot, sie ermüden schnell und es lagert sich Wasser im Gewebe ein. Schlaganfälle kündigen sich unter anderem mit Lähmungserscheinungen oder Sehstörungen an. Vorhofflimmern, bei dem das Herz schnell und unregelmäßig schlägt, ist ein Risikofaktor für Schlaganfall. Bei einem Herzinfarkt treten starke Schmerzen im Brustkorb auf, die mindestens fünf Minuten lang anhalten und oft auf Arme, Oberbauch oder Rücken ausstrahlen. Häufig ist ein extremes Engegefühl im Brustbereich spürbar, die Haut ist kalt und fahl. Bei Frauen äußert sich der Herzinfarkt häufig mit weniger klaren Symptomen, z. B. Übelkeit und Bauchschmerzen.

Wie behandeln: Häufige Kontrollen durch den behandelnden Arzt können dabei helfen, Gefäßverengungen frühzeitig zu erkennen. Bestehen Erkrankungen, die Gefäßverengungen bzw. -schädigungen begünstigen wie Übergewicht, Störungen des Fettstoffwechsels oder Bluthockdruck, sollten diese umgehend behandelt werden.

Hinweis: Eine weitere Folgeerkrankung von Diabetes, die sich jedoch in den Beinen bemerkbar macht, ist die Periphere Arterielle Verschlusskrankheit (PAVK). Hier werden die Beine nicht mehr richtig durchblutet, weil sich das Volumen der dortigen Gefäße verringert. Die Folge sind schwere Beine, Schmerzen und Muskelkrämpfe, die in Bewegung aber meist nachlassen oder verschwinden. Im schlimmsten Fall sterben Teile des Beins oder Fußes ab.

Nierenschäden

Bei dieser in der Medizin auch diabetische Nephropathie genannten Folgeerkrankung, arbeiten die Nieren nach uns nach immer weniger. Eine Nephropathie entwickelt sich schleichend über mehrere Jahre. Betroffene sind im Verlauf oft auf Dialyse, also maschinelle Blutreinigung, oder gar auf eine Nierentransplantation angewiesen. Experten schätzen, dass zirka 42 Prozent der Typ-2-Diabetiker in Deutschland einen Nierenschaden haben.

Warum löst Diabetes dies aus: dauerhaft zu hoher Blutdruck und Blutzuckerwerte können die Filterfunktion der Nieren beeinträchtigen, da sie die „Filterlöcher“ vergrößern und dadurch vermehrt Stoffe wie das Bluteiweiß Albumin in den Urin gelangen. Selbiges ist deshalb auch ein Indikator für eine Diabetes-Erkrankung, wenn es im Harn nachgewiesen werden kann.

Welche Körperteile sind betroffen: Nieren

Welche Symptome deuten darauf hin: es kann zu Wassereinlagerungen kommen, Betroffene selbst bemerken aber oft lange nicht, dass die Nieren nicht mehr richtig arbeiten. Ein Arzt kann eine Schädigung über Blut- und Urinuntersuchungen sowie der Kontrolle des Glukosestoffwechsels feststellen.

Wie behandeln: Sind Blutdruck und Blutzucker gut eingestellt, lässt sich bis zu einem bestimmten Schädigungsgrad der Nieren ggf. verhindern, dass selbige weiter voranschreiet. Sind die Nieren nur noch sehr eingeschränkt funktionsfähig, ist eine Dialyse meist nicht mehr zu vermeiden.

Betroffene selbst können zur Therapie beitragen, indem sie regelmäßig Blutdruck und Blutzucker messen und dokumentieren, eventuell verschriebene Medikamente gewissenhaft nehmen und generell auf Gesundheit und Körpergewicht achten.

Augenschäden

Diabetes kann das Sehvermögen auf verschiedene Art und Weise beeinträchtigt werden. Bei der diabetischen Retinopathie wird zum Beispiel die Netzhaut des Auges geschädigt. In manchen Fällen wird auch die Funktion des Nervs, der die Augenmuskeln versorgt, in Mitleidenschaft gezogen. Gegebenenfalls ist eine Laserbehandlung oder Operation notwendig.

Warum löst Diabetes dies aus: Die Gefahr für Netzhautschäden ist erhöht, wenn der Langzeit-Blutzuckerwert und/oder der Blutdruck stark erhöht sind. Auch mit fortdauernder Krankheitsdauer wird eine solche Komplikation wahrscheinlicher.

Der Grund für Nervenbeeinträchtigungen wird in einer Verstopfung der Gefäße durch Blutzucker vermutet, ist aber nicht abschließend geklärt.

Welche Körperteile sind betroffen: Augen (Netzhaut, Sehnerv)

Welche Symptome deuten darauf hin: Bei diabetischer Retinopathie verschlechtert sich häufig die Sehleistung (verschwommenes Sehen), was sich z. B. beim Lesen bemerkbar macht. Ein Nervenschaden kann dazu führen, dass die Pupillenreflexe gestört sind, Betroffene doppelt sehen und Fehlstellungen an Lidern und Augapfel auftreten.

Wie behandeln: Sprechen Sie Ihren behandelnden Arzt an, wenn Sie Seheinschränkungen zu bemerken glauben. Dieser wird ggf. den erhöhten Blutdruck behandeln und stellt Ihnen eine Mitteilung für den Augenarzt aus. Dieser führt verschiedene Untersuchungen durch, um den Grad der Komplikation und die weitere Therapie zu bestimmen.

Schwere Folgeschäden vermeiden

Einen Weg, sämtliche möglichen Folgeschäden garantiert zu vermeiden, gibt es nicht. Das Risiko und die Ausprägung selbiger lassen sich aber verringern, verlangsamen oder gar aufhalten indem Betroffene:

  • auf eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und auf ihr Körpergewicht achten
  • bewusst auf Veränderungen achten und z. B. Beine und Füße gewissenhaft auf Risse, Geschwülste etc. untersuchen
  • Schulungen besuchen, um besser mit der Diabetes-Erkrankung umgehen zu lernen
  • den Blutzucker messen und die Werte dokumentieren
  • zu regelmäßigen Kontrollen beim Arzt gehen und ihn auf Unregelmäßigkeiten und Veränderungen (z. B. eingeschränktes Sehvermögen, Kribbeln, Abgeschlagenheit usw.) sofort und ehrlich hinweisen

Quellen: