Diabetes im Alter – das gilt es zu beachten

Avatar-Foto
6. Juni 2018
Diabetes im Alter – das gilt es zu beachten

Die Lebenserwartung der Menschen hat sich über die letzten Jahrzehnte immer weiter erhöht. Gleichzeitig wächst die Zahl älterer Personen, die unter Diabetes leiden. Etwa ein Viertel der 75-jährigen hat Diabetes mellitus. Das tückische ist: Gerade bei älteren Menschen (ab 65) wird Diabetes oft erst Jahre nach dem Auftreten erkannt. Dabei ist eine rechtzeitige Therapie wichtig, um Folgeerkrankungen vorzubeugen. Wir erklären, welche Besonderheiten es bei Diabetes im Alter gibt.

Diabetes im Alter – Symptome werden oft nicht erkannt

Ältere Menschen haben oft gesundheitliche Einschränkungen, die den typischen Diabetes Symptomen ähneln. Dazu gehören häufiger Harndrang, Austrocknung, Müdigkeit und Gangunsicherheit. In vielen Fällen werden diese Beschwerden mit dem natürlichen Alterungsprozess erklärt und nicht als Krankheitssymptome wahrgenommen. Das erschwert die Diagnosestellung von Diabetes im Alter.

Wie läuft die Diagnose von Diabetes im Alter ab?

Diabetes wird bei älteren Menschen genauso diagnostiziert wie in jüngeren Jahren. Dazu bestimmt der Arzt den Blutzuckerwert des Patienten. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hat folgende Zielwerte für den Nüchtern-Blutzucker für Diabetiker über 75 Jahren erstellt:

  • Fit, ohne Multimorbidität:
    Nüchternglucose 154 bis 171 (mg/dl)/(8,58 bis 9,01 mmol/l)
  • Funktionseingeschränkt, vergesslich, gebrechlich: Nüchternglucose 171 bis 189 (mg/dl)/(9,01 bis 10,56)
  • Bettlägerig, schwer demenzkrank, stark funktionsbeeinträchtigt: Nüchternglucose 189 bis 207 (mg/dl)/(10,56 bis 11,55)

Der HbA1c-Wert (Langzeitzucker) zeigt Schwankungen des Blutzuckerspiegels der letzten drei Monate an. Er sollte bei älteren Patienten zwischen 6,5 (fit), 7,0-7,5 (funktionseingeschränkt) und 7,5-8,0 (bettlägerig und stark funktionseingeschränkt) liegen.

Im Verlauf der Diagnose sollte der behandelnde Arzt herausfinden, ob ein Diabetes-Typ-2 oder eine LADA besteht. Mit LADA ist ein Erkrankungsbild gemeint, bei dem wie bei einer Typ-1-Diabetes Autoantikörper nachweisbar sind. Der Unterschied ist jedoch, dass eine solche Typ-1-Diabetes typischerweise in jungen Jahren, meist im Kindesalter, auftritt – LADA dagegen erst im Erwachsenenalter. Oft wird Diabetes in späten Jahren auch zufällig erkannt, wenn Patienten mit Seh- oder Herzproblemen zum Arzt gehen. Alte Menschen sollten deshalb jährlich daraufhin untersucht werden, ob sie an der Zuckerkrankheit leiden.

Was ist bei der Behandlung von alten Menschen mit Diabetes zu beachten?

Diabetes im Alter
Bewegung kann helfen, bei Diabetes im Alter länger fit zu bleiben – nicht nur bei Diabetespatienten

Personen, die im Alter an Diabetes leiden, können in Ihrem Alltag einiges für Gesundheit und Wohlbefinden tun. Dazu gehört zum Beispiel Bewegung – sie senkt auf natürliche Weise den Blutzuckerspiegel. Im fortgeschrittenen Alter hilft eine Bewegungstherapie außerdem dabei, Gleichgewicht, Trittsicherheit und Koordinationsfähigkeit zu schulen. Ein weiterer Vorteil: Sport verlangsamt den altersbedingten Muskelabbau, der bei Diabetespatienten schneller voranschreitet, als bei gesunden älteren Menschen. Der Fokus sollte deshalb auf Kraftübungen liegen.

Mit Diabetes im Altenheim – Empfehlungen

Diabetes im Alter
Faktoren wie Vorerkrankungen und Bettlägerigkeit müssen bei der Behandlung von Diabetes im Alter beachtet werden

Die Diabetes-Behandlung älterer Menschen in Pflegeheimen stellt die Pflegekräfte oft vor Herausforderungen: es sind Besonderheiten wie Bettlägerigkeit, weitere Erkrankungen sowie Medikamenteneinnahme zu berücksichtigen. Hauptziel der Therapie sollte nach Empfehlung der Deutschen Diabetes Gesellschaft die Vermeidung einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) sein. Bei einem zu niedrigen Blutzuckerspiegel drohen älteren Patienten mit Diabetes Stürze, Verwirrtheit und Herzrhythmusstörungen. Pflegekräfte sollten die Symptome einer Unterzuckerung kennen, um die Gefahr im Ernstfall zu erkennen und schnell handeln zu können. Typische Anzeichen sind Unruhe, ein erhöhter Herzschlag, Zittern und Schwitzen.

Ein weiteres Ziel in der Diabetes-Therapie Pflegebedürftiger die Erhaltung der Fähigkeit zur Selbsthilfe im Alltag und der Lebensqualität. Dazu sollte im Pflegeheim auf folgende Punkte geachtet werden:

  • Eine ausgewogene diabetikergeeignete Ernährung (Gemüse, Obst, Vollkornprodukt, Fleisch, Fisch, Nüsse)
  • Mobilität fördern durch Übungen und möglichst eigenständiges Fortbewegen
  • Strenge Einstellung und Überprüfung des Blutzuckers und des HbA1c-Wertes
  • Im besten Fall tägliche Überprüfungen der Füße auf das diabetische Fußsyndrom
  • Einmal pro Jahr sollten für Pflegeheimbewohner mit Diabetes augenärztliche Untersuchungen eingeplant werden

Außerdem müssen Ärzte und Pflegekräfte den Nahrungsverzicht von älteren Diabetespatienten vor Operationen einplanen und die Diabetes-Therapie dementsprechend anpassen.