Es ist der Alptraum jedes Menschen mit Diabetes: der Charcot-Fuß. Er ist nicht nur einer der schwersten Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus, sondern auch eine der heimtückischsten. Denn die Betroffenen spüren keine Schmerzen. Verletzungen an den Gelenken, Knochenbrüche und sogar der völlige Zusammenbruch des Fußskeletts passieren über Jahre völlig unbemerkt.
Die Bezeichnung des Charcot-Fußes geht zurück auf den französischen Neurologen, Jean-Martin Charcot, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Krankheitsbild erstmals systematisch erfasste. Der Charcot-Fuß ist eine schwere Komplikation des Diabetes und eine Extremform des diabetischen Fußsyndroms (DFS). Er ist gekennzeichnet durch krankhafte, chronische Veränderungen am Fuß, die infolge von Nervenschädigungen (Polyneuropathien) auftreten. Im Endstadium münden diese Veränderungen in einer Zerstörung der Knochen, Gelenke und Knorpel und schließlich in Deformierungen des Fußes.
Sowohl Betroffene des Diabetes Typ 1 als auch die des Diabetes Typ 2 können diese Form des diabetischen Fußes entwickeln. Man schätzt, dass etwa ein Prozent aller Diabetiker in Deutschland an einem Charcot-Fuß leiden.
Noch immer sind die Ursachen für die Entstehung des Charcots-Fußes nicht gänzlich bekannt. Was man jedoch weiß: Wird der Diabetes über Jahre hinweg nicht (ausreichend) behandelt, führt der dauerhaft erhöhte Blutzucker dazu, dass die Nervenenden beschädigt werden – und genau das bildet den Ausgangspunkt für die Entstehung des Charcot-Fußes: Weil die Nervenfasern keine Reize mehr weiterleiten können, nehmen Betroffene keine Schmerzen mehr wahr. Die Empfindungsstörungen haben wiederum zur Folge, dass es unbemerkt zu dauerhaften Fehl- und Überlastungen kommt. So entstehen kleinste Brüche, die sich irgendwann zu größeren Brüchen auswachsen.
Außerdem geht man davon aus, dass ein dauerhaft erhöhter Blutzucker die Durchblutung stört. In einzelnen Teilen des Fußes steigt die Durchblutung extrem an, was die Knochen erweicht – auch das begünstigt Frakturen.
Charakteristisch für die Erkrankung ist, dass die Betroffenen auch bei schwerwiegenden Brüchen keinen Schmerz verspüren und daher keinen Arzt aufsuchen. Das hat schwerwiegende Folgen: Das Fußskelett bricht zusammen – die Knochen verwachsen, es entstehen Schwellungen und Verformungen, wie Plattfüße oder nach außen gewölbte Fußsohlen. Wegen der falschen Druckverteilung können leicht Wunden und Geschwüre durch Infektionen entstehen. Oft wird dann eine komplette Amputation des Fußes bis hin zum Unterschenkel notwendig.
Der Verlauf des Charcot-Fußes Fußes im Überblick:
Um einen schweren Verlauf zu verhindern, wäre eine frühe Diagnose notwendig. Da der Charcot-Fuß jedoch immer mit einer fehlenden Schmerzwahrnehmung einhergeht, wird er meist in einem späten Stadium erkannt. Hinzu kommt, dass die Veränderungen an Knochen und Gewebe auf dem Röntgenbild lange Zeit nicht zu sehen sind. Meist wenden sich Betroffene erst in einem späteren Stadium an einen Arzt, wenn sie Schwellungen und Druckstellen bemerken. Nur ein MRT vom Fuß kann auch in einer frühen Krankheitsphase Aufschluss über die Veränderungen geben.
Die Art der Behandlung eines Charcot-Fußes richtet sich danach, wie fortgeschritten die Erkrankung ist – wie viele Knochen und Gelenke betroffen sind und ob Infektionen vorliegen. Ist es noch nicht zu einem kompletten Zusammenbruch des Fußskeletts gekommen, besteht der erster Schritt der Therapie in der sofortigenRuhigstellung des Fußes.
Das geschieht in Form eines speziellen Gipses oder einer Schiene, einer sogenannten Zwei-Schalen-Orthese, die so lange getragen werden muss, bis die Schwellungen und Druckstellen zurückgehen. Meist dauert die Ruhigstellung vier bis acht Monate. Erst dann kann der Fuß wieder leicht belastet werden, aber nur in speziell angefertigten orthopädischen Schuhen und Einlagen. Das Ziel der Therapie in einem frühen Stadium ist es, Verformungen des Fußes und die Entstehung von Wunden zu verhindern.
Operiert wird bei einem Charcot-Fuß nur in seltenen Fällen, etwa, wenn sich schwerwiegende Infektionen oder offene Geschwüre entwickelt haben, die nur chirurgisch entfernt werden können. Auch schwere Fehlstellungen und hervorragende Knochenspitzen erfordern eine operative Behandlung.
Diabetiker, die unter Neuropathien leiden, sollten Maßnahmen ergreifen, um einem Charcot-Fuß vorzubeugen. Das gilt jedoch auch und besonders für Diabetiker, die bereits daran erkrankt sind. Nach einer erfolgreichen Therapie bleibt das Risiko eines Rückfalls bestehen, da der Charcot-Fuß eine chronische Erkrankung ist.
Mit folgenden Maßnahmen lässt sich das Risiko für die Entstehung eines Charcots-Fußes und für einen Rückfall reduzieren:
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