Broteinheiten

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8. August 2020
Broteinheiten

Mittels Broteinheiten können Diabetes-Patienten abschätzen, wie viele Kohlenhydrate sie über bestimmte Lebensmittel zu sich nehmen. Lesen Sie hier, wie viele Kohlenhydrate eine Broteinheit enthält und wie Sie Broteinheiten berechnen.

Was bedeutet Broteinheit?

Broteinheit, kurz BE, ist ein Maß, um den Gehalt blutzuckerwirksamer Kohlenhydrate von Lebensmitteln einzuschätzen. Der Name kommt daher, weil eine dünne Weißbrotscheibe (Gewicht ca. 25 g) genau die Menge an Kohlenhydraten enthält, die für eine BE festgelegt sind: 12 Gramm. Alternativ zur Broteinheit gibt es inzwischen auch das Maß Kohlenhydrateinheit (KE). Eine Kohlenhydrateinheit entspricht 10 Gramm Kohlenhydraten.

Warum sind Broteinheiten wichtig?

Für Menschen mit Diabetes mellitus ist die Ernährung ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. Aus der Broteinheit-Angabe können Patienten, die Insulin spritzen, um ihren Blutzuckerspiegel zu kontrollieren, ableiten, wie viel des Arzneimittels sie sich verabreichen müssen. Und sie können dank der Broteinheitangabe Nahrungsmittel und Nahrungsmittelmengen mit gleichem Kohlenhydratanteil gegeneinander austauschen. So ist es möglich, sich vergleichsweise flexibel und je nach Appetit, Sättigungsgefühl und vorhandenen Optionen zu ernähren.

Was sich dagegen nicht über die Broteinheit(en) ermitteln lässt ist, wie stark der Blutzuckerspiegel nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel oder Speisen sein wird. Denn die BE lässt die Ballaststoffmenge von Lebensmitteln sowie die Zusammensetzung einer Mahlzeit (Fett-/Eiweißanteil) außer acht – Faktoren, die ebenfalls die Blutzuckerkurve beeinflussen.

So können Sie die Broteinheiten berechnen

Broteinheiten berechnen
Achten Sie am besten schon beim Einkauf darauf, welche Lebensmittel Sie in welcher Menge einkaufen. Foto: iStock

Wie ein Diabetes-Patient seine Speisen und Getränke zusammenstellt, kann einen großen Einfluss auf Therapieerfolg und Krankheitsverlauf haben. Um den Kohlenhydratgehalt der jeweiligen Nahrungsmittel über Broteinheiten zu bestimmen, müssen Sie die Produkte abwiegen und dann die Menge an Kohlenhydraten in einer sogenannten Kohlenhydrataustauschtabelle nachschlagen. Alternativ gibt es auch Tabellen, die speziell den BE-Gehalt verschiedener Lebensmittel, meist pro 100 Gramm, manchmal auch „pro Portion“, auflisten. Ist Letzteres der Fall, ist es wichtig, darauf zu achten, wie groß „eine Portion“ ist, um die Kohlenhydrat- beziehungsweise Broteinheitenmenge korrekt zu berechnen.

Verschiedene Tabellen finden sich online, zum Beispiel unter www.diabetes-news.de oder www.gesundheit.gov.at .

Haben Sie etwas Routine, können Sie die Broteinheiten auch mithilfe von Maßeinheiten wie „eine Handvoll“, „ein Esslöffel“ etc. schätzen und benötigen nicht unbedingt eine Waage: Zwei gehäufte Esslöffel Müsli beispielsweise entsprechen beispielsweise ebenso ungefähr einer Broteinheit wie eine halbe Scheibe Mischbrot oder eine halbe Banane. Natürlich sind das immer nur Annäherungswerte.

Bei verpackten Lebensmitteln findet sich die Kohlenhydratmenge in den Nährwertangaben, manchmal sind auch die Broteinheiten aufgeführt.

Broteinheiten berechnen: mit dieser Formel geht’s

Die Formel zur Berechnung der BE von Lebensmitteln lautet: Kohlenhydrate pro 100 Gramm geteilt durch 100 mal gegessene Menge in Gramm. Dieses Ergebnis teilen Sie durch 12 und erhalten die entsprechenden Broteinheiten.

Es gibt aber auch Apps und Online-Tools, in die Sie nur Lebensmittel und Menge eingeben müssen und die die BE dann automatisch berechnen.

Diese Lebensmittel müssen Sie berechnen

Es gibt bestimmte Diabetes-mellitus-Therapien, die mittels festgelegter Mengen an Broteinheiten pro Tag arbeiten. Das heißt, Sie können frei bestimmen, was Sie essen, solange Sie die Einheiten berücksichtigen. Berechnen müssen Sie als Diabetes-Patient die Broteinheiten nur für „Lebensmittel mit insulinabhängigen Kohlenhydraten“. Das sind Kohlenhydrate, die sich auf den Blutzucker auswirken. Zu diesen zählen zum Beispiel:

  • Süßigkeiten
  • zuckerhaltige Getränke
  • Honig
  • Getreide(-produkte) wie Nudeln, Brot, Müsli, Mehl
  • Obst und kohlenhydratreiches Gemüse wie Süßkartoffeln oder Mais
  • Milch(-produkte); Ausnahme: Käse

Außerdem ist es für Diabetes-mellitus-Patienten wichtig zu wissen, welche dieser insulinabhängigen Kohlenhydrate schnelle Broteinheiten sind und welche langsame. Oder auch: ob sie der Körper schnell in Zucker umwandeln kann oder etwas länger dafür braucht. Laut der Deutschen Diabetes Hilfe ist eine schnelle Broteinheit „übersetzt“ in konkrete Lebensmittel beispielsweise:

  • 100 ml Limonade
  • 100 ml unverdünnter Saft
  • 10 Gummibärchen

Eine langsame Broteinheit entspricht dagegen z. B.:

  • 1 Apfel
  • 75 g Fruchtjoghurt

Die Broteinheiten nicht berechnen müssen Sie bei Lebensmitteln, die Fett und Eiweiß, aber keine (nennenswerten) Kohlenhydrate enthalten wie Käse, Butter, Öl, Nüsse, unpaniertes Fleisch und Fisch. Und auch nicht bei Nahrungsmitteln, deren Kohlenhydrate keinen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel haben, also zum Beispiel Produkte mit Zuckeraustauschstoffen oder Gemüse mit geringem Kohlenhydratanteil wie Kopfsalat, Brokkoli, Spinat, Pilze oder Spargel.

Sonderfall Alkohol

Dürfen Diabetiker Alkohol trinken?
Alkohol ist nicht gleich Alkohol: Ein Bier kann sogar blutzuckersendend wirken

Sehr süße Getränke wie Cocktails oder Glühwein muss ein Diabetes-Patient unter Umständen mittels Insulin abdecken. Das heißt, er muss für sie die Broteinheiten berechnen. „Normaler“ Alkohol wie etwa Bier hat dagegen eine zuckersenkende Wirkung bzw. hemmt die Zuckerausschüttung aus der Leber und muss nicht mit Insulin abgedeckt werden. Sprechen Sie bezüglich Alkoholkonsum und Insulingabe unbedingt mit Ihrem Arzt, um eine Unterzuckerung zu vermeiden.

Wie viele Broteinheiten am Tag für Diabetiker?

Es gibt keine feste Menge an täglichen Broteinheiten, die für alle Diabetes-Patienten gleichermaßen gilt. Diese hängt von verschiedenen Faktoren wie Gewicht, Geschlecht, Alter oder Energieverbrauch ab. In einem Beratungsgespräch mit Ihrem Arzt legen Sie gemeinsam fest, was für Sie passt. Achten Sie bei aller Flexibilität dieses Konzepts aber darauf, möglichst hochwertige Kohlenhydrate zu sich zu nehmen und sich generell ausgewogen zu ernähren.

Wie lässt sich das Insulin auf die Broteinheiten abstimmen?

Mittels der Broteinheiten können Diabetes-Patienten, die Insulin spritzen, abschätzen, wie viel sie sich davon verabreichen müssen, um den Blutzuckeranstieg auszugleichen. Dieser Wert heißt auch BE-Faktor. Wie hoch genau die Menge an Normalinsulin, also kurz wirkendem Insulin, pro Broteinheit ist, ist unterschiedlich. Ihr Arzt hilft Ihnen bei der Bestimmung.

Als grobe Orientierung gilt: Eine Broteinheit entspricht ungefähr einer Insulineinheit. Zwar kommt es immer darauf an, wie stark das jeweilige Lebensmittel den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt, wer als Diabetes-Patient Broteinheiten berechnet, gewinnt mitunter jedoch ein Stück Ernährungsfreiheit.

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