Großbritannien hat sie bereits: die Zuckersteuer. Enthält ein Getränk mehr als fünf Gramm Zucker auf 100 Milliliter, wird es entsprechend teurer. So sollen Zuckerbomben wie Limo und Co. unattraktiver gegenüber gesunden (und unbesteuerten) Alternativen werden.
Ein Ansatz, den die Deutsche Diabetes-Hilfe auch hierzulande begrüßen würde. Schließlich erhöht ungesunde Ernährung das Risiko für Diabetes, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Das Schlaraffenland, in dem wir leben, macht uns dick und krank. Da kann man noch so viel über gesunde Ernährung informieren, der Mehrzahl an Menschen gelingt es nicht, Maß zu halten“, fasst Dr. Stefanie Gerlach, Leiterin Gesundheitspolitik bei der Deutschen Diabetes-Hilfe, das Dilemma zusammen. Es gibt einfach zu viele Lebensmittel mit übermäßig viel Fett, Salz und Zucker – oft auch versteckt und nicht gleich erkennbar. Und genau die sind meist die billigsten.
Warum das ein Problem ist? Weil statistisch die meisten beim Lebensmitteleinkauf auf den Preis achten. „Einkommen und verfügbare Zeit spielen hier eine wichtige Rolle“, sagt Stefanie Gerlach. „Die Lebensmittelindustrie liefert mit Fertig- und Tiefkühlgerichten schnelle, aber oft ungesunde Möglichkeiten. Echte Lösungen müssen gesund sein.“ Auf die geforderte Zuckersteuer, (oder besser: die gesunde Mehrwertsteuer), übertragen hieße das, Obst und Gemüse blieben steuerfrei. Für alle anderen Produkte gäbe es eine Staffelung von 7, 19 und 29 Prozent – je mehr ungesunde Inhaltsstoffe, desto höher der Steuersatz.
Ist die Saftschorle günstiger als die Cola, greift der Konsument zur gesunden Alternative, so die Annahme. Sie wird durch eine Studie der Uni Hamburg gestützt, die besagt, dass der Anteil Übergewichtiger durch eine Zuckersteuer sinken würde – Männer wären im Durchschnitt zwei bis fünf Kilo leichter, Frauen eineinhalb bis drei. „Die Menschen wollen durchaus mehr gesunde Lebensmittel kaufen. Sie müssen sie sich aber leisten können“, weiß Stefanie Gerlach. Die gestaffelte Mehrwertsteuer würde ihrer Meinung nach zudem nicht nur die Konsumenten zu gesünderem Kaufverhalten animieren, sondern auch die Lebensmittelindustrie zur Herstellung gesünderer Produkte – um die Absatzzahlen zu halten.