Blutzuckerwerte bei Kindern

Carola Felchner
20. September 2018
Blutzuckerwerte bei Kindern

Wenn das eigene Kind ständig krank ist, an Gewicht verliert, sich müde und schlapp fühlt und häufig auf die Toilette muss, weil es sehr viel trinkt, beginnt wohl jedes Elternteil früher oder später, sich Sorgen zu machen. Oft ergeben diese typischen Symptome die Diagnose: Diabetes mellitus. Bei Kindern handelt es sich meist um Typ-1-Diabetes, das heißt, dass die Bauchspeicheldrüse kein Insulin produziert, das Hormon, das für die Regulierung des Blutzuckers zuständig ist.

Wie auch bei Erwachsenen spricht der Arzt bei Kindern von Diabetes, wenn der Gelegenheitsblutglucosewert, also der Blutzuckerwert, nach dem Essen beziehungsweise im nicht nüchternen Zustand bei 200 mg/dl beziehungsweise 11,1 mmol/l oder darüber liegt. Laut Leitlinie ist bei mehr als 20 Prozent der kleinen Patienten sogar eine sogenannte diabetische Ketoazidose feststellbar. Das ist eine gefährliche Stoffwechselentgleisung aufgrund von Insulinmangel.

Welche Blutzuckerwerte gelten bei Kindern?

Diese Leitlinie gibt zudem Orientierungswerte für die Blutzuckerkontrolle bei Kindern. Diese Werte müssen jedoch immer individuell angepasst werden. So können sie zum Beispiel abweichen, wenn der Nachwuchs einen Infekt hat. Vor allem bei Fieber kann der Grundbedarf an Insulin ansteigen, weil der Körper vermehrt Stresshormone (z. B. Cortison, Adrenalin) ausschüttet. Wenn – ob durch die Krankheit bedingt oder weil es durchs Spielen etc. den Hunger schlicht nicht bemerkt – ein Kind dagegen weniger isst oder die Aufnahme und Weiterverarbeitung der Nahrung gestört ist (z. B. bei Magen-Darm-Grippe), muss die Insulindosis zur Mahlzeit sehr wahrscheinlich reduziert werden.

Orientierungswerte für die Blutzuckerkontrolle (laut Leitlinie S3)

Einstellung gutMäßig (Maßnahmen empfohlen)Schlecht (Maßnahmen erforderlich)
nüchtern
oder
präprandial
5 bis 8 mmol/l
90 bis 145 mg/dl
> 8 mmol/l
> 145 mg/dl
> 9 mmol/l
> 162 mg/dl
postprandial5 bis 10 mmol/l
90 bis 180 mg/dl
10 bis 14 mmol/l
180 bis 250 mg/dl
> 14 mmol/l
> 250 mg/dl
nachts4,5 bis 9 mmol/l
80 bis 162 mg/dl
< 4,2 oder > 9 mmol/l
< 75 oder > 162 mg/dl
< 4,0 oder > 11 mmol/l
< 70 oder > 200 mg/dl
HbA1c-Wert< 7,5 Prozent
< 58 mmol/mol
7,5 bis 9,0 Prozent
58 bis 75 mmol/mol
> 9,0 Prozent
> 75 mmol/mol

So halten Sie die Blutzuckerwerte bei Kindern konstant

Bei Typ-1-Diabetes muss der kleine Patient Insulin zuführen, um den Blutzucker im gewünschten Bereich zu halten. Diese Therapie beginnt für gewöhnlich gleich nachdem der Arzt die Diabetes-Diagnose gestellt hat. Denn oft ist es so, dass sich bei Kindern der Stoffwechsel ohne Behandlung sehr schnell verschlechtert.

Normalerweise stellt ein Fachmann in einer auf Kinder spezialisierten Klinik oder Praxis den jungen Diabetiker ein, man spricht hier auch von der Erstbehandlung. An dieser sind aber nicht nur Ärzte beteiligt, die die benötigte Insulinmenge bestimmen, sondern auch Ernährungs- und Diabetesberater, die Tipps für eine diabetes- (und kind-)gerechte Nahrungszusammenstellung geben sowie Psychologen. Oft ist es für Kinder nämlich gar nicht so leicht zu verstehen, dass und warum sie plötzlich chronisch krank sind oder sie geben sich selbst die Schuld, weil sie glauben, zu viel genascht zu haben.

Ziel der Insulinbehandlung, die per Pen oder Pumpe erfolgen kann, ist es zum einen, den Stoffwechsel des Kindes so gut wie möglich einzustellen. Zum anderen ist es bei so jungen Diabetikern sehr wichtig, dass sie unbeschwert und möglichst „normal“ am sozialen Leben teilnehmen können. Deshalb sollten die Eltern, Lehrer und anderen Erwachsenen, mit denen das Kind regelmäßig im Alltag zu tun hat, über die Krankheit Bescheid wissen, den Blutzucker messen und Insulin verabreichen können. Der kleine Patient sollte aber gleichzeitig dazu ermutigt werden zu lernen, selbst den Blutglukosewert zu bestimmen, die Insulinmenge zu berechnen und sich das Hormon zu verabreichen. Viele Schulkinder können das schon ganz großartig allein (aber unter Aufsicht!).

Sind Süßigkeiten tabu?

Apropos „normales Leben“: Zuschauen zu müssen wie die anderen Gummibärchen und Schokolade naschen, selbst aber nicht zugreifen zu dürfen, ist für jedes Kind hart. Die gute Nachricht: Auch Kinder mit Diabetes dürfen Süßes essen. Allerdings müssen sie beziehungsweise ihre Eltern bedenken, dass und welche Auswirkungen dieser Genuss auf den Blutzuckerspiegel hat.

Kekse, Milcheis oder Schokolade enthalten neben dem Zucker auch Fett (und etwas Eiweiß), was den Blutzucker nicht ganz so schnell steigen lässt wie zuckerlastige Bonbons. Auch Naschkram mit Zuckeraustauschstoffen (meist Xylit) ist geeignet für kleine Diabetiker. Allerdings – wie auch andere Süßigkeiten – nicht im Übermaß. Sonst gibt es recht schnell Blähungen und Durchfall. Kurz: unkontrollierte Naschorgien sollten, wie für alle Kinder, tabu sein. Als Nachtisch oder zwischendurch ein Stückchen Schokolade ist aber völlig in Ordnung.


Quellen: